Kanada (22.09.2014)

Wir waren wieder relativ früh auf der Straße. Früh hieß in dem Fall erneut ca. 10.00 Uhr. Strom vom Netz, Wasseranschluß gekappt, Abwasserschleusen am Wohnmobil geöffnet und festgestellt, daß die über Nacht zum Trocknen aufgehangene Wäsche teilweise noch nicht trocken war. Also wurde im Wohnmobil eine Wäscheleine über der Sitzecke im Fond gespannt und die restliche Wäsche dort aufgehangen. Dann konnte es endlich losgehen. Die Ortschaft Jasper war nur 3 km entfernt. Wir steuerten den ersten Parkplatz an und erkundeten die Hauptstraße zu Fuß. Wir hatten vorher in einem Reiseführer davon gelesen, daß Jasper im Vergleich zu Banff ein eher verschlafenes Nest sein sollte und genauso war es auch – ein schönes, verschlafenes Nest.

An der Durchgangsstraße lagen kleine Bars, Restaurants und Gift Shops. Hier fanden wir auch noch ein paar Mitbringsel. Als wir am Visitor Centre ankamen, fiel uns sofort auf, daß hier etliche Menschen mit ipad oder Handy in der Hand saßen oder standen. Da lag die Vermutung nahe, daß es hier ein freies WLAN gab. Im Visitor Centre, wo sich auch ein Shop der „Friends of Jasper National Park“ befand, konnten wir uns auch einloggen und nutzten die Gunst der Stunde, um kurz ins Internet zu gehen. Wir saßen im Eingangsbereich auf bequemen Ledersesseln und durchforsteten das Internet nach Neuigkeiten. Die neuesten Ereignisse der Fußball-Bundesliga hatte ich überhaupt nicht mitbekommen. Und als ich mich so informierte, was in der Welt des runden Leders passierte, stellte ich fest, daß meine Akkukapazität von 43% auf 28% gesunken war. Ganz schön viel für so eine kurze Zeit! Fünf Minuten später ging mein iphone ganz aus und ließ sich auch nicht mehr einschalten. Es erschien lediglich der Hinweis auf einen leeren Akku. Wie ließ sich das erklären? Generell hatte ich eigentlich die ganze Zeit über Probleme mit meinem iphone. Beim Starbucks in Kelowna konnte ich mich erst nach etlichen Versuchen inkl. Ein- und Ausschalten einloggen, beim McDonald’s in Calgary ebenso und heute bekam ich zunächst auch immer die Fehlermeldung, daß eine Verbindung nicht möglich sei, während meine Frau schon munter im Internet unterwegs war. Nervig!

Wir spazierten anschließend vom Visitor Centre auf die Parallelstraße zur Durchgangsstraße und erfreuten uns an den kleinen Häuschen und den nicht vorhandenen Fußgängern. Die Straßen waren wirklich fast leer, bis auf wenige Ausnahmen abgesehen. Wir entdeckten einen Supermarkt, kauften das, was wir verbraucht hatten, wieder nach, schleppten unsere Einkäufe zum Wohnmobil und fuhren anschließend noch eine ganze Weile durch Jasper. Einfach nur, weil es hier so schön war. Es gab an fast jeder Ecke etwas zu entdecken. Mal war es ein großer Hund, der vor dem Hauseingang lag, dann ein Einfamilienhaus wie aus dem Bilderbuch. Als wir nach einiger Zeit genug gesehen hatten, verließen wir Jasper in westliche Richtung.

Und damit ging es so langsam raus aus den Rocky Mountains. Während es bislang immer noch ein Stück weiter ging (auch wenn Jasper westlicher als Banff liegt), so ging es ab jetzt eigentlich permanent nur nach Westen und damit zum Ausgangsort unserer Tour, nämlich Vancouver, zurück. Das lag zwar noch mehr als 850 km entfernt, aber irgendwie war es das Gefühl, daß man eine Rückreise antrat. Wir wußten zwar noch nicht, was alles vor uns liegen und was wir sehen würden, aber es ging halt irgendwie „zurück nach Vancouver“.

Wir verließen den Jasper National Park, nachdem wir aufgrund einer Baustelle noch ca. fünfzehn Minuten im Stau standen. Wir passierten die Zeitzonengrenze und hatten auf einmal wieder eine Stunde gewonnen, als wir von Alberta nach British Columbia und in den Mount Robson Park kamen. Wir saßen schweigend im Auto, das unaufhörlich Richtung Mount Robson, dem mit 3954 m höchsten Berg der Canadian Rockies, rollte. Das Wetter spielte auch nicht so mit wie gestern, denn es war bedeckt und wir konnten in der Ferne nicht viel erkennen. Der Highway 16 führte zunächst aber noch am Yellowhead Lake vorbei, wo wir anhielten und ein paar Fotos machten. Danach kamen wir am Moose Lake vorbei, wo der Halt ein wenig kürzer ausfiel, weil es sehr windig geworden war. Es sah nach Regen aus.

Bis Mount Robson waren es nur noch 24 km, die schnell vergingen. Wir hielten am Viewpoint an, machten die obligatorischen Fotos, wobei die Spitze des Mount Robson mittlerweile wolkenverhangen war. Wir überlegten uns, welchen Campingplatz wir denn für die kommende Übernachtung nehmen sollten. Leider waren die Karten, die wir aus den Nationalparks Banff und Jasper hatten, jetzt nicht mehr zu gebrauchen. Also gingen wir ins Visitor Centre und nahmen von dort ein paar Broschüren mit. Als wir wieder ins Freie kamen, hatte es angefangen zu regnen.

Der Regen nahm in der Folgezeit immer mehr zu und wurde noch stärker, als wir auf den Highway 5 Richtung Valemount und Kamloops fuhren. Wir sahen ein Hinweisschild auf einen Campingplatz in 100 km Entfernung. Sachen gibt’s! Es kamen uns reihenweise (also so jede Viertelstunde) Schwertransporte entgegen. Hier wird also nicht nachts gefahren, sondern tagsüber. Der Regen ließ ein klein wenig nach. Als er ganz aufhörte und die Straße bergauf ging, sah es so aus, als ob wir in die Wolken fahren würden und wenig später hatten wir tatsächlich rechts und links von uns Wolken, die sich entlang der Straße befanden. Wieder Natur pur und interessant anzusehen.

30 km vor Blue River war ein Campingplatz mit „full service“ ausgeschildert, den wir ansteuern wollten. Als wir die Einfahrt erreicht hatten, fuhr ich vorbei, weil ich einen Moment lang nicht aufgepaßt hatte. Jetzt wollten wir bis zu dem Campingplatz durchziehen, dessen Werbung wir vor gut 70 km gesehen hatten. In Blue River war die Beschilderung hervorragend und wir fanden den Campground sofort. Sah nett aus, obwohl man keinen Vergleich zu den Campingplätzen in den Nationalparks anstellen sollte. Wir gingen ins Office und der Mann hinter dem Tresen sprach deutsch mit uns. Es stellte sich heraus, daß wir hier Wäsche waschen und trocknen und daß wir Strom und Wasser haben konnten. Internet gab’s obendrein. $38 wanderten über den Ladentisch und wir fuhren zu unserem Stellplatz auf dem recht kleinen „Blue River Campground“. Für’s Waschen und Trocknen der Wäsche wurden $7 berechnet, aber das war uns egal.

Nach dem Abendessen, bei dessen Zubereitung der Rauchmelder im Wohnwagen anging und sich nicht ausschalten ließ, holten wir die Wäsche aus dem Trockner und surften noch ein wenig im Internet.

zum 23.09.2014

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