Kanada (21.09.2014)

Um 10.00 Uhr morgens verließen wir den Wilcox Creek Campground. An der Ausfahrt legten wir $4.50 Kleingeld und einen 20-Dollar-Schein in den Registrierungsumschlag und warfen ihn in die aufgestellte Box. Direkt gegenüber füllten wir unser Brennholz wieder auf, das wir am Abend zuvor verbraucht hatten. Zuvor hatten wir das Abwasser an der dafür vorgesehenen Stelle abgelassen und Frischwasser aufgefüllt. Wir waren also abfahrbereit.

Nach einigen wenigen Kilometern entdeckten wir links von uns den Athabasca Glacier. Direkt gegenüber lag das Icefield Center. Wir parkten zunächst auf dem dafür vorgesehenen Parkplatz am Gletscher und schauten auf die Karte an der Infotafel. Dort war ein weiterer Parkplatz in 1,8 km Entfernung zu sehen. Nachdem wir kurz beratschlagten, fuhren wir die Strecke und stellten das Wohnmobil auf dem dortigen Parkplatz ab. Ich parkte das Auto vorwärts zum Rand des Parkplatzes ein, damit niemand den fehlenden Park Pass entdecken konnte, denn wir hatten am Tag zuvor keinen Pass mehr gekauft. Das ging ja auch nirgendwo in der Einöde. Vor uns lag nun ein kurzer Fußweg bis an den Rand des Gletschers, der laut Aushang 500 m lang war. Dafür ging es über Geröll natürlich wieder nur aufwärts. Oben angekommen standen überall Warnhinweise, daß man den Trail auf gar keinen Fall verlassen solle. In Anbetracht der Tatsache, daß wir an den Rand eines Gletschers wanderten, hatten wir uns beim Aufbruch jeder eine Mütze angezogen und wir trugen beide ein Sweatshirt. Die Mützen wanderten nach kurzer Zeit in die Tasche, denn es war alles andere als kalt. Ganz im Gegenteil: Ich war kurz davor, das Sweatshirt auszuziehen, aber wollte ich das dann die ganze Zeit in der Hand halten? Nein! Der Aufstieg, wenn man die 500 m so nennen mag, waren jedenfalls eine schweißtreibende Angelegenheit. Wir folgten dem 400 m langen Rundweg, in dessen Verlauf wir von oben auf den kleinen Sunwapta Lake blicken konnten, kamen wieder am Ausgangspunkt an und stiefelten wieder nach unten, setzten uns ins Wohnmobil und fuhren auf die andere Straßenseite, um das Icefield Center aufzusuchen.

Meine Frau entdeckte im Untergeschoß den Ticketverkauf für den Glacier Skywalk. Wir kauften uns zwei Tickets für je $24.95 und mußten uns beeilen, denn der nächste Bus zum Skywalk sollte eine Minute später abfahren. An der Ticketkontrolle stand jedoch zu dem Augenblick niemand und wir warteten. Als der Mensch wieder zurückkehrte, teilte er uns mit, daß die Tickets erst später kontrolliert würden. Prima! Busabfahrt verpaßt! Jetzt mußten wir zwanzig Minuten warten, denn der nächste Bus fuhr erst um 11.40 Uhr. Die Fahrt zum Skywalk dauerte ca. zehn Minuten und führte vom Icefield Center über den Highway 93 sechs Kilometer in nördliche Richtung. Der Skywalk lag direkt an der Straße, aber man konnte in der Tat nur vom Icefield Center dorthin, denn einen öffentlichen Parkplatz gab es nicht. Als der Bus die Türen öffnete, gingen wir einen ca. 300 m langen Weg bis zum Skywalk. Auf diesem Weg wurden einige Dinge erklärt: die Flora und Fauna der Canadian Rockies und der Bau des Skywalk. Von weitem konnte man ihn schon sehen und wir waren gespannt, ob das ebenso aufregend werden würde wie der Glasboden im Calgary Tower. Wir gingen ohne Umschweife direkt auf den Skywalk, blickten nach unten durch den Glasboden und genossen die Aussicht. Meiner persönlichen Meinung nach brauchte es hier bei weitem nicht so viel Mut wie im Calgary Tower. Als wir den Glacier Skywalk verließen, waren wir uns einig, daß der Preis dafür eindeutig zu hoch war. Ein Erlebnis der Kategorie „kann man sehen, muß man aber nicht“. Der Fußweg zum Bus, der uns wieder zum Icefield Center bringen sollte, führte über den gleichen Weg wie der Hinweg. Lediglich die Wege der ankommenden und verlassenden Gäste wurden mittels Drahtseil getrennt. Wir warteten nur kurz auf den Bus und schon fuhren wir wieder die knapp zehn Minuten zurück, wo wir uns nach Verlassen des Busses – welch Wunder – im Souvenirshop wiederfanden. Ansichtskarte und Kühlschrankmagnet wechselten kurzerhand den Besitzer und schon waren wir wieder auf dem Weg zum Parkplatz. Im Gebäude selber fragten wir nach, wo wir denn einen Park Pass bekämen und uns wurde mitgeteilt, daß man den entweder in Lake Louise oder in Jasper kaufen könne und wir keine Strafe bekämen, wenn wir irgendwo dazwischen übernachtet hätten, weil jeder wisse, daß man die Pässe unterwegs nicht bekäme. Okay, dann also erst in Jasper…

Die Fahrt führte uns – wie so oft in den vergangenen Tagen – entlang bewaldeter Hänge mit dahinterliegenden Bergen, der eine höher, der andere niedriger. Teilweise waren die Gipfel schneebedeckt. Nach insgesamt 55,5 km am heutigen Tag waren die Sunwapta Falls ausgeschildert, wo wir ebenfalls anhalten wollten. Nachdem wir das Auto auf dem Parkplatz abgestellt hatten, gingen wir zu den Wasserfällen, die nicht sehr groß wirkten. Trotzdem genossen wir den Anblick des hellblauen Flusses, wie er durch einen Felsspalt nach unten schoß. Als wir wieder im Wohnmobil waren, bereitete meine Frau kurzerhand einen Spinatsalat zu, denn zum einen kam Hunger auf und zum anderen mußte der Spinat in Kürze eh weg. Nach der kleinen Stärkung rollten wir weiter nach Norden, um knapp 18 Kilometer später an einem ausgeschilderten Aussichtspunkt gegenüber des 2956 m hohen Mount Kerkeslin mit Blick auf den Athabasca River anzuhalten. Hier blieben wir allerdings wirklich nur kurz und schon waren wir wieder unterwegs.

Es waren noch sieben Kilometer bis zu den Athabasca Falls zu fahren. Auch hier steuerten wir den Parkplatz an und gingen entgegen der Massen an Touristen (Hab ich eigentlich schon erwähnt, wie unfaßbar viele Asiaten hier unterwegs waren?) nicht rechts zum Wasserfall, sondern links davon über einen Trampelpfad durch ein kleines Gebüsch und standen unmittelbar am Ufer des Athabasca River. Als wir dort standen, stellten wir fest, daß sich die ganzen Menschenmassen rechts von uns hinter einem hüfthohen Zaun bewegten. Vor uns lag die karge Felslandschaft und dahinter der hellblaue Fluß. Ich ging weiter entlang des Flußufers, während meine Frau es vorzog, auf die andere Seite des Zaunes zu gelangen. Nun gingen wir parallel in Richtung Wasserfall und nach ca. 80 Metern stand ich fast unmittelbar an der Felsspalte. Meine Frau machte ein paar Fotos von mir aus sicherer Entfernung, aber wahrscheinlich nur, um beweisen zu können, daß sie unbeteiligt war, wenn ich abrutschen würde. Aber ich ging natürlich nicht so nah an den Abgrund, daß die Gefahr bestand. Ich hielt einen Sicherheitsabstand von einigen Metern und betrat auch nur trockene Felsen. Und ich war nicht alleine hier unterwegs. Eine Frau hatte sich unmittelbar am Wasserfall auf einen Felsen in die Sonne gelegt und etliche Männer kraxelten auch hier rum und ließen sich fotografieren. Nachdem auch ich einige Fotos im Kasten hatte, ging ich zum Zaun, kletterte hinüber und ging mit meiner Frau den weiteren Weg entlang, der uns auch über eine Naturtreppe auf die andere Seite des Wasserfalls führte, wo der Athabasca River wieder ganz ruhig seinen Lauf nahm. Auch hier gelangten wir ohne Probleme ans Ufer. Nachdem wir von allem genug gesehen hatten, gingen wir zurück zum Wohnmobil und fuhren weiter Richtung Jasper.

Den Highway 93A ließen wir aus, weil dort ein 8 km langes Teilstück als „Rough Road“ ausgeschildert war und wir wollten ja nicht unser Geschirr zerdeppern. Die Ruckelpiste des Icefield Parkway reichte. Zwischenzeitlich waren immer mal wieder kilometerlange Abschnitte so schlecht, daß man ordentlich durchgeschüttelt wurde. Wir näherten uns Jasper und entschieden uns für den Whistlers Campground, den wir nach 109,5 km erreichten, weil wir dort Strom und Wasser bekamen und weil er über richtige Toiletten und Duschen verfügte. An der Einfahrt stauten sich die Wohnmobile. Glücklicherweise wurde irgendwann eine zweite Spur eröffnet, die man benutzen konnte und wir fuhren als drittes Fahrzeug auf diese Spur. Ha, Zeit gespart! Aber man kennt ja Murphy’s Gesetz: Wir standen länger als die vormals hinter uns stehenden Fahrzeuge, weil die beiden Fahrzeugführer vor uns minutenlange Diskussionen führen mußten. Als wir endlich an der Reihe waren, wurde uns mitgeteilt, daß keine Stellplätze mehr mit Strom und Wasser verfügbar seien. Okay, dann eben nur Strom. Waren aber auch keine mehr frei. Prima! Und während wir überlegten, was wir nun tun sollten, teilte uns die Mitarbeiterin mit, daß gerade ein Stellplatz für eine Nacht frei geworden wäre. Wir orderten noch einen Park Pass, bezahlten $38.20 für den Stellplatz und die gewohnten $19.60 für den Park Pass und waren drin. Die üblichen Hinweise über Bären und die Verhaltenshinweise konnten wir uns ersparen, denn die hatten wir ja in den letzten Tagen oft genug gelesen und gehört.

Unser Stellplatz lag 1 km von der Einfahrt entfernt. Ich schloß Strom und Wasser an, während meine bessere Hälfte sich in ihre Sportklamotten warf, um mich anschließend alleine zurückzulassen. Jogging war angesagt. Nach ihrer Rückkehr spazierten wir gemeinsam den einen Kilometer bis zur nächstgelegenen (und einzigen!) Dusche. Die war übrigens so schlecht, das hat die Welt noch nicht gesehen! Ich wunderte mich schon, als ich die Ablage für Shampoo und Duschgel suchte, daß vor der Dusche nichts naß war. Nach erfolgloser Suche nach dieser Ablagefläche – sie war schlicht nicht vorhanden – stellte ich mich in die Duschkabine und machte das Wasser an. Es schoß förmlich aus dem Duschkopf. Wie ein Rinnsal tröpfelte es. Ich erinnerte mich an Murphy’s Gesetz. Warum hatte ich ausgerechnet die Dusche erwischt, die ca. 30 Sekunden brauchte, um die Hände vom Schaum zu befreien? Mit allen möglichen Verrenkungen schaffte ich es letzten Endes aber doch, frisch geduscht aus der Kabine zu steigen. Ich wartete vor dem Häuschen auf meine Frau und als sie mir entgegenkam und ich sagte „Was sind das für Scheiß-Duschen!“, erwiderte sie nur, daß bei ihr das Wasser ganz langsam usw. Die Schilderungen kamen mir bekannt vor. The worst shower ever!

Zum Ausklang des Abends gab es Nudeln mit Tomatensauce, ehe wir friedlich einschlummerten.

zum 22.09.2014

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