Kanada (25.09.2014)

Obwohl wir halbwegs früh ins Bett gegangen waren (Es war noch vor 22.00 Uhr.), lagen wir bis 09.30 Uhr im Bett. Als wir das Frühstück vorbereiteten, fiel uns auf, daß der Kühlschrank nicht mehr kühlte. Die Probe im Eisfach: Fach ja, Eis nein. War das Gas etwa alle? Wir hatten doch gar nicht so viel verbraucht. Und wenn die erste Woche, in der häufig die Heizung lief, nur 11 Liter verbrauchte, dann konnte das unmöglich sein. Gut, wir hatten gestern vergessen, den Warmwasserbereiter auszuschalten und sind damit acht Stunden durch die Gegend gefahren. Aber verbrauchte der gleich annähernd 30 Liter Gas? Die Bedienungsanleitung von Fraserway machte uns auch nicht schlauer. Also fuhren wir nach dem Frühstück die drei Kilometer zurück nach Pemberton, um bei Petro-Canada Propan nachfüllen zu lassen. Zu unserem Erstaunen waren das jedoch nur etwas mehr als 5 Liter. Also mußte der Fehler woanders liegen. Ich wußte keinen anderen Rat als den Kühlschrank einmal aus- und wieder einzuschalten. Danach schaltete sich das Birnchen bei „Check“ aus, was bereits seit einigen Tagen brannte. Wir dachten uns nur nix dabei, daß das an war. Um es vorwegzunehmen: Am Abend funktionierte der Kühlschrank wieder.

Wie fuhren von Pemberton dann wieder am Campingplatz vorbei auf dem Highway 99, weil wir heute nach Whistler wollten, das noch 34 km entfernt war. Whistler! Olympia 2010! Hier wollte ich unbedingt hin, seit wir die Reise gebucht hatten. Die paar Kilometer waren schnell gefahren und ich hoffte unterwegs, daß man am Ortseingangsschild mit dem Wohnmobil anhalten und Fotos machen konnte. Und genauso war es auch. Ein breiter Seitenstreifen war vorhanden und ich konnte ungestört ein paar Fotos machen. Anschließend ging’s wieder ab ins Auto und weiter. Bis wir Whistler erreichten, dauerte es noch ein paar Minuten. Wir bogen an der zweiten Möglichkeit links ab, fuhren dann direkt rechts und kamen wieder am Highway 99 an. Vor dem zweiten Abbiegevorgang hatte ich das Wappen der Winter-Olympiade 2010 stehen sehen und wollte unbedingt ein Foto davon. Aufgrund des Verkehrs konnte ich aber nicht anhalten, daher dieses Manöver, wodurch wir aber schon einen ersten Geschmack von Whistler bekamen. Bei der zweiten Vorbeifahrt am Motiv stieg meine Frau aus und ich wollte nach dem Rechtsabbiegen direkt wenden, also einen U-Turn machen. Als ich wieder an der Ampel stand, konnte ich aufgrund eines Autos hinter mir nicht stehenbleiben und mußte links Richtung Highway abbiegen. Meine Frau fotografierte noch fleißig. Am Highway angekommen, stellte ich fest, daß man hier keinen U-Turn machen durfte, fuhr auf den Highway und wollte bei nächster Gelegenheit wenden. Ich fuhr zunächst rechts ran, aber Wenden war aufgrund des Verkehrs überhaupt nicht möglich. Es ging also weiter bis zur nächsten Einmündung, wo man allerdings nicht links abbiegen durfte. Und so fuhr ich etwa einen Kilometer, bis ich abbiegen konnte und fuhr dann zurück, wo meine Frau schon leicht verstimmt wartete. Hatte sie gedacht, ich wäre abgehauen? Oder gehofft? Und sie war verstimmt, weil ich doch zurückgekommen war? Jedenfalls saßen wir wieder vereint im Auto und fuhren in Whistler, bis wir zu einem Parkplatz kamen. Das ging relativ fix. RV-Parkplätze waren extra beschildert und in wirklich ausreichender Zahl vorhanden. Der riesengroße Parkplatz war höchstens zu 10% belegt. Wir zahlten $2 pro Stunde und entschieden uns, daß zwei Stunden wohl reichen sollten. Die reichten in Calgary ja auch.

Als wir in der Fußgängerzone angekommen waren, suchten wir zunächst das Visitor Centre auf und nahmen uns einen Stadtplan, damit wir wußten, wohin wir gehen sollten. Wir gingen als erstes zu den Seilbahnen, die auf den Blackcomb und Whistler Mountain führten. Unterwegs fielen uns bereits die vielen Menschen mit ihren Mountain-Bikes und den entsprechenden Klamotten auf. Als wir am Platz vor den Seilbahnen ankamen, sahen wir auch den Grund. Neben der Seilbahn zum Whistler Mountain befand sich ein Parcours für die Mountain-Biker, die teilweise mit einem Affenzahn den Berg runterkamen und waghalsige Sprünge vollführten. In Calgary war es ja genauso: Im Winter Skigebiet und im Sommer Revier für Mountain-Biker. Warum auch nicht?!

Als wir genug gesehen hatten, gingen wir ziellos durch das Städtchen, aber immer entlang der Fußgängerzone. Wir gingen in den ein oder anderen Shop und wollten langfristig zum Olympic Plaza, wo vor viereinhalb Jahren die Siegerehrungen stattfanden. Als wir dort ankamen, sahen wir bereits von weitem die Olympischen Ringe. Wir hatten Glück, denn außer uns war niemand da, so daß wir ungestört einige Fotos machen konnten. Als wir damit fertig waren, kamen von irgendwoher etliche andere Touristen, die die Ringe ebenfalls belagerten. Einer von denen war uns vorher schon durch eines unserer letzten Fotos gelaufen. Herzlichen Dank!

Im Anschluß gingen wir wieder zurück und waren auf der Suche nach etwas Eßbarem. Wir hatten noch dreißig Minuten Restparkzeit und wurden in der Fußgängerzone fündig. Dort gab es ein Geschäft namens „Boom Burger“, das sehr ansprechend aussah. Für ein richtiges Mahl hatten wir keine Zeit mehr. Also gab es einen frisch zubereiteten Hamburger für mich und einen ebenfalls frisch zubereiteten Hot Dog für meine Frau. Auf dem Weg zu diesem Burgerladen regte ich mich noch über meine Pocketkamera auf, daß sie sich nicht sofort wieder ausschalten ließ. Als wir am Tisch saßen, entdeckte ich auch den Grund: Sie war immer noch so eingestellt, daß sie die Fotos nach der Aufnahme noch selbständig bearbeitete, was eben seine Zeit dauerte. Das hieß aber auch, daß ich die letzten fünf Fotos alle nicht in normaler Ausfertigung hatte. Zudem sah ich, daß eine Panoramaaufnahme vom Olympic Plaza mißlungen war, weil die Ringe nur halb zu sehen waren. Und halb geht ja gar nicht! Also watschelte ich noch einmal los, während meine Frau auf das Essen wartete. Ich ging schnellen Schrittes und fotografierte das, was ich bereits schon fotografiert hatte – jetzt nur mit der richtigen Einstellung am Fotoapparat. Das Panorama wurde auch nachgeholt. Mittlerweile fing es an zu regnen und als ich wieder im „Boom Burger“ war, war das Essen auch schon fertig. Lecker war’s. Beim free refill des Getränks war die Pepsi alle und es kam nur Wasser aus dem Automaten. Ich entschied mich für Mountain Dew, das aber auch sehr wäßrig schmeckte. Wir gingen zurück zum Wohnmobil und waren ein klein wenig naß geworden. Nun ging es an die Überlegung, was wir machen sollten.

Wenn wir noch nach Harrison Hot Springs fahren und dazu den Weg über Pemberton nehmen wollten, dann sollten wir wohl nicht mehr allzu weit Richtung Vancouver fahren. Wir schauten in unsere Infobroschüren, ob wir brauchbare Campingplätze fanden. Kurz hinter Whistler sollte einer sein, der Strom, Wasser und WLAN bot. In der Broschüre stand ein Preis von $43. Und als wir so auf die Straßenkarte schauten, sah ich auf einmal, daß der Weg, den wir von Pemberton Richtung Harrison Hot Springs nehmen wollten, nur für Allradfahrzeuge geeignet war und demnach für uns nicht zu gebrauchen. Wir mußten also dann doch über Vancouver. Also steuerten wir in die Richtung.

Jetzt war ich also in Whistler gewesen. Wie war es? Wieder ein schönes kleines Örtchen, das allerdings in der Tat ganz auf den Tourismus aus ist. Aber war Banff das nicht auch? Konnte man überhaupt Vergleiche zwischen den ganzen Ortschaften hier ziehen? Jeder will doch seinen Teil vom Kuchen abhaben, oder? Und jeder versucht es auf seine Art und Weise. Ich persönlich hatte mir ein wenig mehr Olympiaflair erhofft. Aber was war das überhaupt? Reichten nicht die Olympischen Ringe und die Bezeichnung „Olympic Plaza“? Immerhin waren schon mehr als vier Jahre, also eine Olympiade, vergangen und es hatten mittlerweile bereits die nächsten Olympischen Spiele in Sotschi stattgefunden. War denn in Calgary noch Olympiaflair vorhanden? Oder in München? Je mehr ich darüber nachdachte, umso klarer wurde mir, daß die touristischen Auswüchse wohl die Nachwehen von Olympia waren und ohne die Olympischen Spiele 2010 wohl nicht vorhanden wären. Geld regiert nun mal die Welt!

Kurz vor dem Ortsende von Whistler war der Olympic Park ausgeschildert, der ja angeblich für die Öffentlichkeit geschlossen sein sollte. Ich wollte aber trotzdem mal einen Blick riskieren, weil ich mir nicht vorstellen konnte, daß man rein gar nichts sehen konnte. Meine Frau gab ihr Okay und wir bogen nach rechts ab. 9 km sollten es noch sein. Wir fuhren durch die Einsamkeit, lediglich ab und zu kam uns ein Auto entgegen. Nach kurzer Wegstrecke stand tatsächlich an einem Absperrgitter der Hinweis, daß der Olympic Park ab Anfang September geschlossen war. Trotzdem dachte ich mir, daß man bestimmt was sehen kann und wir fuhren weiter. Als wir an der Einfahrt zum Olympic Park ankamen, stand noch einmal der gleiche Hinweis, aber die Durchfahrt war nicht verboten. Nach einer scharfen Rechtskurve standen wir vor zwei Holzhäuschen, die wie Kassenhäuschen aussahen. Hier war der Hinweis „No Public Access“ zu lesen. Hielt uns das auf? Nein! Wir fuhren weiter auf der kurvigen Straße und konnten schon kurze Zeit später zwischen den Bäumen die Skisprungschanzen sehen. Weiter! Wir fuhren an den Schanzen vorbei und machten ein paar Fotos. Ganz hinten sah man die Olympischen Ringe. Weiter! Als wir dort ankamen und unsere Fotos im Sack hatten, fuhren wir zur Biathlonanlage. Ein älteres Ehepaar war mit ihrem Pkw ebenfalls hier unterwegs wir entdeckten die Frau, wie sie neben einem Haus auf einer Anhöhe stand und ihrem Mann zuwinkte, daß er zu ihr kommen sollte. Das war uns dann doch ein Stück zu verboten und wir drehten wieder. Als wir wieder an den Skisprungschanzen ankamen, fuhr ich so nah wie möglich an die Auslaufzone und stieg aus. Überall standen im Olympic Park Warnschilder vor Bären, aber ich hatte eher ein mulmiges Gefühl, weil wir vielleicht gar nicht hier sein durften. Ich kletterte einen kleinen Hügel hoch und stand direkt in der Auslaufzone der Schanzen. Yes!!! Die Anzeigentafel links der Großschanze war nicht mehr vorhanden und alles sah so aus, als ob es verfallen würde. Als ich mich umdrehte, sah ich das auf einem Schotterplatz abgestellte Wohnmobil. Irgendwie konnte ich mir nicht vorstellen, daß hierhin vor etwas mehr als vier Jahren die Augen der (Sport-)Welt gerichtet waren. Hier war jetzt tote Hose und es sah alles überhaupt nicht glamourös aus. Mit einem teils schönen Gefühl, das alles jetzt von nahem gesehen zu haben, und einem teils etwas komischen Gefühl stieg ich wieder ins Wohnmobil und wir fuhren die 9 km zurück zum Highway 99. Während dieser Fahrt ärgerte ich mich dann doch ein wenig, daß ich an der Biathlonanlage nicht ausgestiegen und es der Frau gleich getan hatte. Aber das war jetzt nicht mehr zu ändern.

Als wir den Highway erreicht hatten, bogen wir rechts ab und erwarteten in nicht allzu langer Zeit den Campground, denn der sollte sich wenige Kilometer südwestlich von Whistler befinden. Wir passierten das Ortsausgangsschild und in der Tat stand fast unmittelbar dahinter schon der Hinweis. Schön! Wir folgten dem Hinweis und bogen rechts ab. Der Motor zog uns mitsamt Wohnmobil einen steilen Berg nach oben. Hinter der zweiten scharfen Kurve schien die Straße gerade ausgebessert zu werden und es sah nicht nach Campingplatz aus. Am Ende dieser Baustelle, auf der niemand arbeitete, sahen wir aber schon die Einfahrt. Das Büro war gerade nicht besetzt, aber es klebte ein kleiner Zettel an der Tür, daß man das bereitgestellte Funkgerät benutzen sollte, um jemanden zu rufen. Und als ich gerade das Funkgerät in der Hand hielt, fuhr ein Pickup vor und der Fahrer sprach uns an, daß das ein schöner Campingplatz sei und noch irgendetwas anderes. Als wir wohl ziemlich verdutzt schauten, fragte er „You don’t own this?“ und wir teilten ihm mit, daß wir lediglich Gäste seien. Nachdem ich einmal „hello“ ins Funkgerät gesprochen hatte, teilte mir eine männliche Stimme mit, daß der Besitzer dieser Stimme gerade auf dem Campingplatz unterwegs war und sofort komme. Interessant!

Kurze Zeit später kam tatsächlich jemand. Wir mieteten für eine Nacht, buchstabierten unseren Namen und erhielten eine Zahlungsaufforderung von $57.75. Wieviel? $57.75??? Wir zahlten trotzdem, denn wir hatten bei dem Regen nicht unbedingt Lust, noch stundenlang durch die Gegend zu fahren. Wir bekamen unseren Stellplatz zugewiesen und blickten von dort aus auf wolkenverhangene Berge. Bei schönem Wetter mit Sicherheit eine grandiose Aussicht, aber da mußten wir auf den nächsten Tag warten. Momentan entschädigte uns nur ein Regenbogen, als wir im Nieselregen Wasser und Strom anschlossen. Anschließend inspizierten wir die Toiletten und gingen zu einem fast an der Einfahrt aufgestellten Container, in dem sich Waschmaschinen und Trockner befanden. Die Wäsche mußte ja schließlich auch noch gewaschen werden.

zum 26.09.2014

One comment to “Kanada (25.09.2014)”
  1. Pingback: Kanada (24.09.2014) - Reisefun

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert