Kanada (19.09.2014)

Wir starteten den Tag auf dem Tunnel Mountain Campground in Banff und der Weg sollte uns heute zurück nach Lake Louise führen. Zunächst fuhren wir noch ein letztes Mal nach Banff, um unsere Vorräte aufzufüllen. Als wir einen Parkplatz vor dem ortsansässigen Supermarkt suchten, sahen wir einen Menschen, der augenscheinlich im Auftrag der Stadt unterwegs war und die Parkzeiten kontrollierte. Wir erklärten ihm, daß wir nur im Supermarkt einkaufen wollten und er sagte uns daraufhin, daß wir uns einfach direkt davor am Straßenrand hinstellen sollten. Augenzwinkernd gab er uns den Hinweis, daß man zwar für 15 Minuten dort stehen dürfe, er aber in der nächsten Zeit eh nicht mehr zurückkommen würde. Freundlich! Also stellten wir unser Vehikel wie befohlen ab und gingen in den Supermarkt.

Als wir die Einkäufe verstaut hatten, wollten wir uns um unsere Propangasvorräte kümmern bzw. diese wieder auffüllen. Wir fragten an einer Tankstelle, wo uns mitgeteilt wurde, daß das in Banff nicht möglich sei, aber in Canmore oder vielleicht in Lake Louise. Da Canmore in entgegengesetzter Richtung lag, fuhren wir, nachdem wir noch unsere Windschutzscheibe gesäubert hatten, auf den Highway 1 in Richtung Norden.

Zu Beginn standen wir aufgrund von Straßenarbeiten etwas im Stau bzw. zähfließenden Verkehr. Aber hinter der Baustelle lief alles wieder wie sonst auch. Wir hielten unterwegs an einem Rastplatz kurz an, wo wir ein kleines Tal fotografierten, durch das sich ein Fluß schlängelte. Wir beobachteten ein kleines Streifenhörnchen, das zwar kurz von uns Notiz nahm, dann aber unverdrossen weiter buddelte.

Nachdem wir die Fahrt fortgesetzt hatten, war irgendwann der Bow Valley Parkway ausgeschildert, von dem ich noch am Morgen gelesen hatte, daß er weniger befahren als der Highway, dafür aber umso schöner sei. Also verließen wir den Highway 1 und fuhren auf den Bow Valley Parkway. Und in der Tat: Wenig Autos und viel Landschaft, an der man unmittelbar vorbeifuhr. Wir hielten bei den Aussichtspunkten „Castle Cliffs“ und „Storm Mountain“ an. An letzterem sind wir zuerst vorbeigefahren, um dann aber doch noch zu wenden, weil dort einige Autos und Wohnmobile standen. Und eins hatten wir in den Tagen hier gelernt: Wenn irgendwo am Straßenrand ein Auto oder Wohnmobil steht, dann sollte man ebenfalls anhalten, denn dann gab es mit Sicherheit etwas zu sehen. Und der Aussichtspunkt wäre bestimmt nicht so voll, wenn er langweilig wäre. Und zum Glück drehten wir, denn als wir wieder zurückfuhren, lief vor uns ein Koyote über die Straße, der aus dem Wald rechts von uns auf die Anhöhe links der Straße lief, dort kurz stehenblieb und dann im Wald verschwand. Hatte sich also doch schon mal gelohnt. Und die Aussicht war auch schön. Als ich zur Ausfahrt ging, um ein Foto des Gebirges zu machen, in dessen Richtung der Koyote gelaufen war, hatte ich wieder das Gefühl, die Berge anfassen zu können – Modelleisenbahn eben. Aber das hier war real. Man mußte sich das immer vor Augen halten. Wahrscheinlich war das noch nicht einmal ein Berg, der besonderer Aufmerksamkeit bedurfte, weil er kein touristisches Highlight darstellte, aber ich fand ihn wunderschön. Die Wolken berührten seine Spitze und darunter fielen einige Sonnenstrahlen auf den Fels.

Irgendwann war der Bow Valley Parkway zu Ende und wir hatten Lake Louise erreicht. Der erste Anlaufpunkt war das Visitor Centre, wo wir erneut einen Park Pass für $19.60 kauften und nachfragten, wo und ob wir Propan bekämen. Und siehe da: Gleich gegenüber gab es eine Tankstelle, die Propan verkaufte. Wir fuhren zwar erst an die falsche Tankstelle, aber hatten dann doch die richtige gefunden. Cirka 11 Liter wurden nachgefüllt und dafür in etwa die gleiche Summe in Dollar bezahlt. Der Mitarbeiter der Tankstelle meinte, daß noch mindestens zwei Drittel im Tank gewesen wären. Wir hatten schon damit gerechnet, daß wir in Kürze auf dem Trockenen säßen, aber jetzt war ja alles wieder paletti.

In der Geschäftszeile neben dem Visitor Centre, die sich Samson Mall nennt, hatten wir vorher noch ein paar Ansichtskarten gekauft und uns dann aufgrund des schlechter werdenden Wetters entschieden, heute nicht mehr weiter in Richtung Jasper zu fahren. Schöne Fotos konnte man mit Sicherheit keine mehr machen, denn es hatte jetzt angefangen zu regnen, wenngleich es bereits den ganzen Tag immer mal wieder tröpfelte. Wir fuhren dennoch noch ein paar Kilometer auf dem Highway 93, weil wir die Entfernung zum Hector Lake, dem ersten geplanten Halt auf dem weiteren Weg nicht einschätzen konnten. Wir wollten maximal 20 Minuten fahren und dann wieder umkehren, wenn wir bis dahin kein Hinweisschild entdecken würden.

Zunächst kamen wir am Herbert Lake vorbei, wo wir kurz anhielten und ein paar Fotos machten, ehe wir wieder auf die Straße zurückkehrten. Und dann fuhren wir und fuhren und fuhren. Links lag ein recht schöner See, der türkisblau schimmerte. Wir legten uns fest, daß das bestimmt der Hector Lake sein würde. Aber ein Hinweisschild war nicht zu sehen. Wir fuhren noch zwei Kurven und entdeckten immer noch nichts, so daß wir kehrt machten. In Höhe des Sees hielten wir am Fahrbahnrand auf dem Standstreifen an und machten ein paar Fotos, die leider in keinster Weise das wiedergaben, was wir wirklich vor Ort sahen. Auf den Bildern sieht das nach Allerweltslandschaft aus, aber mit unseren Augen sahen wir einen türkis schimmernden See vor einer wolkenverhangenen Gebirgskette mit leichtem Sonnenschein. Auch wieder ein Bild für die Ewigkeit. Trotzdem setzten wir uns wieder ins Auto und steuerten unser Wohnmobil nach Lake Louise zurück, wo wir zum gleichen Campground fuhren, wo wir vor vier Tagen bereits übernachteten. Ich fragte, ob es möglich sei, daß wir einen Stellplatz nahe der Duschen bekämen, was super funktionierte, denn wir standen schräg gegenüber des Häuschens mit den Waschgelegenheiten. Vor vier Tagen waren wir davon noch 800 m entfernt.

Als es an die Zubereitung des Abendessens ging, fiel uns auf, daß die noch eingepackten Koteletts, die noch zehn Tage haltbar sein sollten, leicht säuerlich rochen. Wir überlegten kurz, ob wir die als Bärenfutter und für schöne Fotos am Abend direkt vor’s Wohnmobil legen sollten. Letzten Endes wanderten sie aber in einen bärensicheren Abfalleimer.

zum 20.09.2014

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