Wien 2017

Die Planung für den Trip nach Wien fand ab samstags statt, nachdem ich die Reise gebucht hatte. Da ich schon immer einmal mit einem Nachtzug fahren wollte, entschied ich mich für den Nightjet der österreichischen Bahn ÖBB, der mittwochs abends um 21.21 Uhr von Köln abfahren und donnerstags morgens um 08.19 Uhr in Wien ankommen sollte. Dann buchte ich drei Übernachtungen im Hotel Nestroy und einen Rückflug mit Eurowings für Sonntag. Alles in allem bezahlte ich für den Zug 149,90 Euro, für drei Übernachtungen 237,98 Euro und für den Flug 69,90 Euro. Im Anschluß kaufte ich mir noch die Wien-Karte für 35,90 Euro, so daß ich mit sämtlichen öffentlichen Verkehrsmitteln in Wien fahren konnte, ohne etwas vor Ort bezahlen zu müssen. In diesem Preis war ebenfalls die Fahrt mit dem CAT (City Airport Train) zum Flughafen Schwechat enthalten. Und da ich es eigentlich immer ganz gut finde, wenn man einen ersten Überblick gewinnt, gucke ich stets nach den Hop-on-hop-off-Bussen. Sowas gibt es in Wien natürlich auch. Der Anbieter “Vienna Sightseeing” bietet fünf Routen an. Ein Ticket für sämtliche Routen für drei Tage kostete mich zusätzliche 32 Euro. Somit hatte ich also bereits 525,68 Euro ausgegeben und war damit gerade erst einmal in Wien und wieder zu Hause. Sämtliche Preise für Tickets und Essen vor Ort kamen noch einmal dazu.

Am Mittwoch abend ging ich ganz entspannt zur S-Bahn-Haltestelle und wollte die S-Bahn zum Hauptbahnhof eine Stunde vor der Abfahrtzeit des Zuges nehmen. Als ich am Bahnsteig ankam, war angeschlagen, daß diese S-Bahn ausfällt. Ein Blick ins Internet verriet mir eine Störung auf dem vorher befindlichen Gleisabschnitt. Von daher war es fraglich, ob die nächste S-Bahn denn dann fahren würde. Ich hatte zwar genug Puffer, aber ausreizen wollte ich das dann auch nicht bis auf’s Letzte. Also mußte ich eine schnelle Entscheidung treffen und entschied mich dazu, vom S-Bahn-Haltepunkt den halben Weg nach Hause zu gehen, denn dort befindet sich ein Taxihalteplatz. Als ich dort ankam, stand nicht ein Taxi dort. Am Taxiruf teilte man mir mit, daß es einige Zeit dauern könne, weil sehr viele Taxis aufgrund eines Ausfalls der S-Bahn bestellt würden. Ich wartete knapp zehn Minuten, ehe ein Taxi vorfuhr, das mich dann für sage und schreibe 40 Euro zum Hauptbahnhof brachte. 40 Euro!!! Anstatt 2,80 Euro für die S-Bahn zahlte ich also jetzt mehr als das 14fache! Das ließ sich aber nun mal nicht ändern, denn ich wollte ja ein kleines Zeitpolster haben, um nicht auf den letzten Drücker am Bahnsteig anzukommen. Wir kamen um ca. 20.50 Uhr, also eine halbe Stunde vor Abfahrt, am Hauptbahnhof an – genug Zeit also, um noch eine Kleinigkeit zu essen oder nach einer Zeitschrift Ausschau zu halten. Ich ging zunächst in die Buchhandlung, fand dort aber nichts. Dann suchte ich den Rewe im Hauptbahnhof auf und kaufte mir eine Cola, ehe ich mir noch eine Krakauer holte. Als ich dann auf dem Bahnsteig ankam, stand als Abfahrtzeit 21.31 Uhr und nicht 21.21 Uhr. Hatte ich mich jetzt so verguckt? Ich kramte mein Ticket raus und stellte fest, daß der Zug planmäßig um 21.21 Uhr fahren sollte. Na prima, also nochmal zehn Minuten mehr. Und kaum hatte ich mich hingesetzt, kam eine Durchsage, daß … der Zug Verspätung habe. Natürlich! Letzten Endes fuhr der Zug 30 Minuten später ab.

Nach kurzer Suche fand ich mein Gemach für die kommende Nacht. Okay, geräumig war es nicht, aber das war auch nicht zu erwarten. Ich bekam vom Steward erklärt, daß ich mir sechs Sachen zum Frühstück aussuchen könne, das ab 07.00 Uhr serviert werde. Es dauerte im Anschluß allerdings nicht lange und ich legte mich hin, nachdem ich meine Kabine genauestens inspiziert hatte. Mit einem Ruckeln schlief ich ein und wurde nachts häufiger wach, weil es doch ordentlich ruckelte und das “Bett” ein wenig hart war. Ohne Schlafbrille wäre wohl an Schlaf gar nicht zu denken gewesen. Ich war um ca. 06.30 Uhr hellwach und packte meine Sachen zusammen. Um 06.52 Uhr piepste in allen Abteilen der automatische Wecker, den einige wohl nicht ausschalteten (oder die Abteile waren nicht besetzt). Der freundliche Steward wollte das Frühstück servieren und baute dafür mein Bett in eine Sitzreihe um. Nachdem ich gefrühstückt hatte, fuhr der Zug pünktlich im Hauptbahnhof von Wien ein.

Nach einer kurzen Fahrt mit der U-Bahn erreichte ich die Haltestelle Nestroyplatz, von wo aus es nur noch knapp sieben Minuten zu Fuß bis zum Hotel waren. Als ich dort ankam, konnte ich meinen Koffer abgeben (mein Zimmer war noch nicht zum Einchecken bereit) und es ging sofort weiter.

Wiener Zentralfriedhof

Ich fuhr mit der S-Bahn zum Wiener Zentralfriedhof, den ich aufgrund der zahlreichen Gräber von Prominenten auf jeden Fall aufsuchen wollte. Ich hatte einen ausgedruckten Plan des Friedhofs dabei, auf dem ich die Grablagen eingezeichnet hatte. Dummerweise hielt die S-Bahn nicht vor dem Haupteingang, sondern in etwa am weit entfernten Tor 11 in der nordwestlichen Ecke, so daß ich wesentlich mehr zu Fuß gehen mußte, als ich geplant hatte. Ich fand jedoch alle gewünschten Gräber und konnte mich anschließend wieder auf den Weg ins Stadtzentrum machen, wo ich noch ein wenig durch die Gegend lief.

Madame Tussauds

Am nächsten Morgen verhieß der Wetterbericht nichts Gutes, denn es sollte den ganzen Tag regnen. Also schien es für den Anfang ratsam, sich etwas auszusuchen, wobei man nicht naß wird. Meine Wahl fiel auf Madame Tussauds, das sich direkt gegenüber des Riesenrades im Prater befindet. Das Ticket dazu hatte mir meine Frau geschenkt. Eine Recherche im Internet ergab, daß das Museum erst um 10.00 Uhr öffnete. Überhaupt fiel mir auf, daß sehr vieles in Wien erst um 10.00 Uhr für die Öffentlichkeit zugänglich ist. Ich ging mit einem kleinen Umweg zum Prater. Den Umweg machte ich, weil ich mir das Haus anschauen wollte, in dem die RAF-Terroristen Horst Ludwig Meyer und Andrea Klump zur Untermiete wohnten. Das lag nicht weit entfernt von meinem Hotel.

Am Prater angekommen, drehte ich eine Runde über das total verlassene Areal und mußte dann vor dem Eingang von Madame Tussauds trotzdem noch warten. Der Wind pfiff um die Ecken und es war alles andere als schönes Wetter. Das Museum selbst hat mir sehr gut gefallen, was mit Sicherheit auch daran lag, daß außer mir lediglich fünf weitere Personen in den Räumen unterwegs waren. So konnte man ausgiebig alles fotografieren und begutachten.

Wiener Riesenrad

Nachdem ich Madame Tussauds verlassen hatte, entschied ich mich zum Besuch des Riesenrades. Nachher war ich um zehn Euro ärmer, aber eine Erfahrung reicher. Leider waren die Scheiben mit Regentropfen bedeckt, so daß man nicht so schön fotografieren konnte und der Blick reichte aufgrund des Wetters ebenfalls nicht so weit, wie er es wahrscheinlich an klaren Sonnentagen tut. Dafür waren wir jedoch nur zu fünft in der Gondel und hatten ausreichend Platz.

Schloß Schönbrunn

Nach meinem Besuch im Prater ging es wieder in Richtung Stadt und von der Staatsoper aus mit dem Sightseeing-Bus in unbekannte Richtung, denn ich nahm den ersten Bus, der kam. Es handelte sich um die gelbe Linie, die mich zum Schloß Schönbrunn und wieder zurück brachte. Aufgrund des Dauerregens stieg ich nicht aus, sondern fuhr die komplette Runde. Anschließend spazierte ich noch ein wenig durch die Straßen der Innenstadt, kehrte im Hofbräu ein, um etwas zu essen, und dann begab ich mich zum Hotel, weil ich komplett durchnässt war. Dort ließ ich den Abend im sehr schönen Wellness-Bereich mit drei Saunagängen ausklingen.

Am nächsten Morgen war das Wetter ein wenig besser, sollte aber im Laufe des Tages schön werden. Ich fuhr zunächst mit der Linie 4 bis zur Endhaltestelle Hütteldorf, wo ich mir das Stadion von Rapid Wien ansah und sofort wieder in entgegengesetzte Richtung fuhr. Nun stieg ich am Bahnhof Schönbrunn aus und ging von dort aus zum Schloß Schönbrunn. Ich durchstreifte den weitläufigen Schloßpark bis zur Gloriette und verließ das Gelände danach wieder.

Drehorte “Der Hauch des Todes”

Als nächstes stand ein Besuch einiger Drehorte des James-Bond-Films “Der Hauch des Todes” auf dem Programm. Die Volksoper Wien stellte in dem Film das Opernhaus von Bratislava dar. Und eine Haltestelle vorher mußte man aussteigen, wenn man zur Antonigasse wollte, wo ebenfalls für den Film gedreht wurde. James Bond (Timothy Dalton) beobachtet hier, wie Kara Milovy (Maryam d’Abo) vor ihrem Wohnhaus von KGB-Agenten abgeholt wird. Der Grund: Die Produzenten erhielten 1987 keine Drehgenehmigung für Bratislava, denn der Eiserne Vorhang existierte noch. Daher verlegte man die Dreharbeiten der dortigen Örtlichkeiten kurzerhand ebenfalls nach Wien. Am Riesenrad wurde übrigens auch gedreht. Als ich an der Haltestelle ausgestiegen war, ging ich zur Antonigasse. Ich hatte zwar die Örtlichkeit vor Augen, wußte aber nicht genau, wo auf der Antonigasse sie sich befindet. Also ging ich und ging und ging. Die Antonigasse ist insgesamt 1,6 km lang und ich absolvierte davon 1,4 km, denn das Haus und die Straßenecke, wo gedreht wurde, befindet sich fast am Ende der Straße. Anschließend setzte ich mich in die fast vor’m Haus abfahrende Straßenbahn (Mit der ist übrigens auch James Bond gefahren.) und fuhr zur Volksoper.

Nachdem ich die dortigen Bilder alle im Kasten hatte, ging ich zur nächsten Straßenbahnhaltestelle und fuhr zum Schottentor, wo ich umstieg und nach “Wien Mitte” fuhr.

Hundertwasserhaus

Es sollte nämlich zum Hundertwasserhaus gehen. Vom Bahnhof “Wien Mitte” war dieser fußläufig zu erreichen. Dort angekommen, stellte ich fest, daß sich hier doch sehr viele Touristen aufhielten – mehr, als ich erwartet hatte. Und wie es so üblich ist, rennen die Touristen durch jedes Bild, weil sie ganz einfach nicht darauf achten, wenn jemand gerade fotografiert. Von daher war es sehr anstrengend, das Hundertwasserhaus abzulichten.

DC Tower

Ich ging bei dem schönen Wetter vom Hundertwasserhaus zu Fuß bis zum Praterstern (1,5 km), weil es ganz einfach keine vernünftige Bahnverbindung zwischen beiden Orten gab. Dann hätte ich mehrmals umsteigen müssen und darauf hatte ich keine Lust. Also genoß ich die Sonnenstrahlen und den blauen Himmel und ging. Vom Praterstern aus fuhr ich dann bis zum Kagraner Platz. Hier sollten 1999 die RAF-Terroristen Horst Ludwig Meyer und Andrea Klump festgenommen werden, wobei es allerdings zu einer Schießerei kam, in deren Folge Meyer erschossen wurde. Als ich die Location gesehen und fotografiert hatte, fuhr ich wieder zurück und stieg an der Haltestelle “Kaisermühlen VIC” aus, weil ich im Vienna International Centre bzw. der Donaucity einige Fotos vom DC Tower 1 machen wollte. Im Anschluß fuhr ich zunächst zurück ins Hotel.

FK Austria Wien – SKN St. Pölten 1:2

Nachdem ich im Hotel meine große Kamera abgelegt hatte, vertrieb ich mir eine Stunde die Zeit und hörte dabei die Bundesliga-Konferenz auf WDR 2. Um ca. 16.30 Uhr machte ich mich wieder auf den Weg, weil ich zum Ernst-Happel-Stadion wollte. Dort spielte Austria Wien mit ihrem deutschen Trainer Thorsten Fink gegen St. Pölten. Das Stadion war schnell erreicht und ich war erstaunt, daß ca. 90 Minuten vor Spielbeginn hier fast gar nichts los war. Vereinzelte Menschen tranken Dosenbier, aber Fanmassen waren jetzt nicht erkennbar. Ich kaufte mir für 22 Euro ein Ticket für die Gegengerade und umrundete einmal das Stadion, in dem 2008 das Endspiel der Europameisterschaft stattgefunden hatte (und zudem noch das ein oder andere Endspiel eines europäischen Clubwettbewerbs). Voller wurde es nicht, so daß ich mich dann irgendwann entschloß, ins Stadion zu gehen.

Die Eingangskontrolle war für mich sehr befremdlich. Ob es daran lag, daß ich alleine dort stand und geschätzte zehn Sicherheitsleute aufpaßten? Oder lag es an der Art der Zugangskontrolle? Ich mußte sämtliche Taschen leeren (Okay, nachvollziehbar!), wurde überall abgetastet (auch verständlich), mußte meine Jacke öffnen (auch in Ordnung), wurde dann erneut abgetastet (Warum?), mußte meine Kaugummi-Packung öffnen (Häh?) und durfte dann endlich passieren. In Zeiten des Terrors habe ich nichts gegen eine gründliche Kontrolle, aber warum mußte ich meine Kaugummipackung öffnen, den Labello aber nicht? Warum hat man die Funktionsfähigkeit der Pocketkamera nicht getestet? Es hätte ja auch etwas ganz anderes sein können! Warum mußte ich meine Schuhe nicht ausziehen, denn unter der Fußsohle läßt sich etwas verstecken? Mich beschlich das Gefühl, daß derjenige, der mich durchsuchte, den Job gerade erst lernte und alles ganz besonders gründlich machen wollte. Was mich allerdings interessieren würde: Wie sähen die Kontrollen aus, wenn das Stadion ausverkauft wäre? Würde man dann auch bei jedem so gründlich durchsuchen?

Das Spiel selber ist schnell erzählt: Austria begann besser, ging in Führung, gab das Spiel aus der Hand und St. Pölten gewann nicht unverdient 2:1, weil der Austria gegen Ende des Spiels nichts mehr einfiel. Nach Spielschluß begab ich mich zur nahen U-Bahn-Haltestelle, wo ich erstaunlicherweise direkt die erste Bahn nehmen konnte. Das lag wahrscheinlich daran, daß sich in der Riesenschüssel (50.865 Zuschauer passen rein) lediglich 5.426 Zuschauer verloren.

restliche Bilder

Man hört von allen Seiten immer wieder, wie schön Wien doch sei. Wenn man sich für Museen begeistern kann, dann dürfte Wien das Paradies sein, denn hier gibt es nicht nur zahlreiche Mussen zu bestaunen, sondern auch die Räumlichkeiten im ein oder anderen Schloß.

Unwohl gefühlt habe ich mich in Wien zu keiner Zeit und ich bin sehr viel zu Fuß durch die Straßen und Gassen gewandert (fast 40 km an drei Tagen). Auch die Fahrten mit den öffentlichen Verkehrsmitteln waren sehr entspannt und die Verbindungen eigentlich alle sehr gut. Dummerweise habe ich es in den drei Tagen nicht geschafft, eine brauchbare Karte des Straßenbahnnetzes zu bekommen. Aber trotzdem hat mich Wien nicht so gepackt, wie man vielleicht meinen könnte. Es war ganz nett, aber nicht so, daß ich nach der Rückkehr unbedingt sofort wieder hin möchte.

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