Berlin 2017 (Januar)

Fünf Tage in Berlin standen auf dem Programm. Eigentlich wollte ich etliche Fotos für meine Seite http://www.wo-war-was.de machen, die sich mit Orten der Zeitgeschichte beschäftigt. Das kann Diverses sein: z. B. Wohnorte von Prominenten, Drehorte von Spielfilmen oder Fernsehserien, Orte von zeitgeschichtlicher Bedeutung. Den ein oder anderen Schnappschuß nimmt man dann aber auch immer gerne mit.

Donnerstag, 12.01.2017

Der Aufenthalt in Berlin stand von vornherein unter dem Motto „Auf den Spuren der Geschichte“. Ich hatte mir für den ersten Tag eine kleine Runde ausgeguckt, denn allzu viel Zeit blieb nicht mehr aufgrund der einsetzenden Dunkelheit, die brauchbare Fotos unmöglich macht.

Das Flugzeug hob in Köln etwas später ab, da wir noch auf einen verspäteten Flug warten mußten, dessen Passagiere mit nach Berlin wollten. In Tegel besorgte ich mir die Welcome Card für sechs Tage, damit ich „umsonst“ mit der Bahn fahren konnte. Der X9 kam kurz darauf und wenig später war ich am Bahnhof Zoo. Zu Fuß ging es in Richtung Europa-Center und damit auch vorbei an der Gedächtniskirche. Am Ort des Anschlags vom Dezember 2016 stand ein Kerzenmeer und auch vor dem Zoo Palast waren Unmengen von Grabkerzen aufgestellt und Blumen niedergelegt.

Nachdem ich eingecheckt hatte, ging ich sofort wieder los, um die Zeit zu nutzen. Zu Hause hatte ich mir eine App auf mein iPhone geladen, die ich mit allen POI versorgte. So konnte ich mir in Berlin stets anschauen, wohin mich der Weg führen würde. Diese erste Runde sollte kurz und knackig sein – und das war sie auch:

Ich ging zunächst zum Ort des Anschlags und schaute mir das schon erwähnte Kerzen- und Blumenmeer an. Ein Stück weit ging es mir so, wie beim ersten Besuch an Ground Zero. Unfaßbar, was sich hier abgespielt haben muß. Hier in Berlin war es nur wesentlich näher dran. Gemächlichen Schrittes ging ich zwischen den beiden Bauten der Kaiser-Wilhelm-Gedächtniskirche hindurch, überquerte den Ku’damm und ging in die Rankestraße. Hier ging es zunächst zur ehemaligen Kneipe des Berliner Originals Wolfgang Gruner. Diese Kneipe existiert heute immer noch. Schräg gegenüber befand sich das „Café King“, das durch den Wettskandal im deutschen Fußball traurige Berühmtheit erlangte. Mittlerweile gibt es das Café allerdings nicht mehr.

Ich orientierte mich nach Südwesten, denn ich wollte zum Fasanenplatz. Hier wurde damals für „Drei Damen vom Grill“ gedreht. Nach einem Foto ging es weiter nach Westen, bevor ich wieder Richtung Kurfürstendamm abbog. Das Ziel war die S-Bahn-Unterführung in der Bleibtreustraße. Wer den Film „Cabaret“ mit Liza Minnelli gesehen hat, dem dürfte diese Unterführung bekannt vorkommen. Auch hier wurden einige Fotos geschossen, bevor es weiterging. Das nächste Ziel war das ehemalige Wohnhaus des Schauspielers Vadim Glowna, bevor ich dann in die Knesebeckstraße ging, wo während der 1970er-Jahre mehrere RAF-Mitglieder in einer Wohnung festgenommen wurden.

Anschließend ging ich dann zurück zum Hotel, deckte mich zuvor allerdings im Supermarkt noch mit diversen Getränken und Snacks ein, bevor ich noch ein Essen im „Jim Block“ zu mir nahm.

Freitag, 13.01.2017 (18,16 km)

Nach dem Aufstehen ging ich zum Bahnhof Zoo, machte ein paar Fotos in der Jebensstraße an dessen Rückseite. Nach dem Kauf eines Frühstücks begab ich mich zur U2, die mich zum Olympiastadion brachte. Dort stand der Friedhof Heerstraße auf dem Programm, auf dem ich bereits schon einmal war, aber es standen noch diverse Gräber auf meiner Liste. Alle habe ich nicht gefunden, aber immerhin doch einige. Im weiteren Verlauf meiner Route ging ich dann zunächst zum Brixplatz, wo Max Schmeling bis 1933 wohnte. Danach steuerte ich den Steubenplatz an, wo in der Fernsehserie „Drei Damen vom Grill“ über längere Zeit der Imbißwagen stand. Hier standen während der Dreharbeiten alle: Günter Pfitzmann, Brigitte Mira, Harald Juhnke, Manfred Lehmann, Brigitte Grothum, Ilja Richter, Peter Schiff. Logischerweise befindet sich mittlerweile hier nichts mehr, was an die Serie erinnert. Trotzdem war es ein komisches Gefühl, dort zu stehen.

Von dort aus ging ich vorbei am ehemaligen Haus von Curd Jürgens und Wolfgang Gruner zum Ort des Attentats auf Günter von Drenkmann, der in seiner Wohnung von Terroristen erschossen wurde. In der Serie „Drei Damen vom Grill“ wohnte Brigitte Mira unweit des Theodor-Heuss-Platzes. Dort kam ich auch vorbei, so daß ich diesen Spot ebenfalls mitnahm. Von eben jenem Theodor-Heuss-Platz fuhr ich mit der Bahn zur Deutschen Oper, wo ich wieder ans Tageslicht trat.

Mittlerweile war aus dem morgendlichen Schneeregen feinster Nieselregen geworden, so daß es nicht mehr unbedingt so viel Spaß machte, durch die Straßen von Berlin zu spazieren. Trotzdem nahm ich meine selbst kreierte Herausforderung an und ging durch die Krumme Straße nach Norden bis zum Standesamt Charlottenburg. Was hatte sich da zugetragen? Auch hier wurde eine Szene für „Drei Damen vom Grill“ gedreht. Zurück Richtung U-Bahn ging es noch schnell in die Richard-Wagner-Straße, wo für die Fernsehserie „Ku’damm 56“ gedreht wurde.

Vom Richard-Wagner-Platz ging es mit der Bahn zum Fehrbelliner Platz. Unweit davon befindet sich die Zentrale der Deutschen Rentenversicherung. Und dort stand auch einmal ein Imbißwagen der Serie „Drei Damen vom Grill“. Die obligatorischen Fotos waren schnell im Kasten und es ging zurück zum Fehrbelliner Platz. Als ich wieder am Breitscheidplatz war und kurz überlegte, was ich nun zu tun gedachte, fuhr der Bus der Linie 200 vor. Kurzerhand entschloß ich mich einzusteigen und fuhr bis kurz vor den Potsdamer Platz. Ich fotografierte die Nationalgalerie, die u. a. in „Unknown Identity“ zu sehen war.

Von dort aus ging ich nach Mitte. Der Ort des ehemaligen Führerbunkers war mein erstes Ziel, bevor ich zum ehemaligen Wohnhaus von Konrad Adenauer ging. Das „Westin Grand“ war der nächste anzusteuernde Punkt, von wo aus es dann zum Bahnhof Friedrichstraße ging. Auch hier wurde für „Unknown Identity“ gedreht. Die S-Bahn brachte mich zum Bahnhof Zoo, von wo aus ich zurück zum Hotel ging, wo ich den Abend in der Sauna ausklingen ließ.

Samstag, 14.01.2017 (20,44 km)

Sonntag, 15.01.2017 (12,36 km)

Heute mußte ich es unbedingt langsamer angehen lassen. Nach dem Aufstehen merkte ich doch, was für ein Programm ich gestern abgerissen hatte. Zudem war mit Schneeregen nicht das allerbeste Wetter. Nun ja, wir sind ja nicht zum Spaß hier!

Wo sollte ich den Tag beginnen? Ein Blick auf die Karte ließ mich auch nicht schlauer werden. Es gab einfach noch zu viele Punkte, die ich besuchen wollte. Nach langem Hin und Her entschied ich mich für eine Fahrt nach Steglitz. Am Steglitzer Kreisel angekommen, stand ich schon vor der Firmenzentrale von „Immer International“ aus einem absoluten Kultfilm meiner Jugend.

Es ging weiter zu einem Haus der Serie „Ich heirate eine Familie“. Zwei Fotos später war ich schon wieder unterwegs – zur Muthesiusstr. 8, einem ehemaligen Wohnort von Franz Kafka. Danach war meine kleine Runde in Steglitz beendet und ich fuhr nach Norden. Nachdem ich den Untergrund verlassen hatte, ging ich zur Rheinstraße 1, wo die RAF im Jahre 1970 eine zeitgleich drei Banken überfallen hatte. Gleich nebenan befand sich vormals die amerikanische Discothek „La Belle“, die 1986 Opfer eines Anschlags wurde.

Schräg gegenüber wohnte Theodor Heuss von 1918 bis 1930. Wiederum ein Stück weiter nördlich steht das ehemalige Wohnhaus von August Bebel. Auf meinem weiteren Weg ging ich vorbei am ehemaligen Wohnhaus von Inge Meysel, dem Ort des Geburtshauses von Helmut Newton, dem RIAS-Gebäude, den ehemaligen Wohnhäusern von Ulrike Meinhof, Otto Sander und Albert Einstein.

Und das sollte für diesen Tag vollkommen reichen. Das Wetter wurde nicht besser und meine Muskeln würden sich auch freuen, wenn sie mal etwas kürzer treten könnten. Also fuhr ich zum Ku’damm zurück und ging ins Hotel, wo ich einen ausgiebigen Besuch der Sauna folgen ließ.

Montag, 16.01.2017 (19,93 km)

Ich wollte den Tag mit der Arminiusmarkthalle starten. Auf dem Weg dorthin entdeckte ich auf meiner iPhone-Karte, daß sich eine Haltestelle vorher ein Spot direkt neben der Haltestelle befand. Also stieg ich kurzentschlossen aus, fotografierte das Haus Altonaer Str. 5, das wirklich direkt neben dem U-Bahn-Ausgang steht und ging wieder in den Untergrund, um noch eine Station zu fahren. Zu Fuß lief ich durch Moabit bis zur Arminiusmarkthalle.

Dort angekommen, stellte ich fest, daß der ehemalige Grill der „Drei Damen vom Grill“ tatsächlich noch existiert. Der derzeitige Betreiber wirbt sogar damit. An der Wand neben dem Verkaufstresen hängen unterschriebene Bilder der Hauptdarsteller, die mittlerweile leider fast allesamt verstorben sind. Nachdem ich mich ausgiebig umgeschaut hatte, verließ ich die Markthalle wieder und ging Richtung Nordosten. Ich war auf dem Weg zur Lehrter Straße. Ich wollte das dortige Haus Nr. 27 fotografieren, das ich früher im Film „Didi – der Experte“ gesehen hatte. Ich ging die Turmstraße bis zu ihrem Ende, wo sich das Amtsgericht Tiergarten befindet. Auch hier wurde ein Foto gemacht, ehe ich im verschneiten Fritz-Schloß-Park verschwand, den ich in der Kruppstraße wieder verließ. Ab dort lief ich geradewegs auf das Gebäude Lehrter Str. 27 zu. Nachdem ich mich auch dort umgesehen hatte, ging ich nach Norden, bog auf die Perleberger Straße in Richtung Osten ab und marschierte auf den Nordhafen zu.

Als ich dort ankam, hatte ich im Sinn, daß ich nicht weit entfernt sein dürfte von der Stelle, an der Anis Amri den polnischen Lkw entführte, um das Attentat auf den Weihnachtsmarkt am Breitscheidplatz ausführen zu können. Ein Blick auf die Karte verriet mir, daß dem tatsächlich so war und ich bog kurzerhand nach links ab. Als ich auch dort mein Foto gemacht hatte, ging ich wieder zurück und orientierte mich grob Richtung Hauptbahnhof. Das ehemalige Wohnhaus von Franz Kafka in der Heidestraße konnte ich dabei allerdings nicht mehr anschauen und fotografieren, weil es überhaupt nicht mehr existiert. An dessen Stelle befindet sich derzeitig rein gar nichts.

Als ich am Humboldthafen ankam, machte ich auch dort ein paar Fotos, bevor es weiter über die Invalidenstraße nach Osten ging. Ich passierte den Ort des ehemaligen Grenzübergangs und stieg kurz dahinter in die gerade ankommende Straßenbahn, um eine Station zu fahren. Man muß ja Körner sparen, wo man kann! Mein Weg führte mich über die Chausseestraße nach Süden. An der Chausseestraße befindet sich neben dem Brecht-Haus der Friedhof der Dorotheenstädtischen und Friedrichswerderschen Gemeinden. Hier war ich zwar vor knapp 2,5 Jahren schon einmal, aber mir fehlten zum einen noch ein paar Fotos einiger Gräber und vor allen Dingen die exakten GPS-Koordinaten. Ich suchte also die Gräber von mehreren Prominenten auf, machte Fotos und notierte mir die Koordinaten.

Als ich an der Ecke zur Hannoverschen Straße stand, wo sich seinerzeit die „Ständige Vertretung der BRD bei der DDR“ befand, stieg ich erneut in die Straßenbahn, um grob in Richtung Alexanderplatz zu fahren. An der Spandauer Straße zwischen Marx-Engels-Forum und Neptunbrunnen stieg ich wieder aus und wunderte mich darüber, wie wenig hier los war. Ich nutzte die Gelegenheit und machte ein paar Fotos vom verschneiten und menschenleeren Neptunbrunnen und spazierte zum Fernsehturm. Vielleicht war die Warteschlange hier ja auch überschaubar. Und sie war es. Ich löste mein Ticket, nicht ohne einen kleinen Rabatt durch meine Welcome Card und schon stand ich nach kurzem Sicherheitscheck im Aufzug nach oben. Die Aussicht auf die im Nahbereich befindlichen Gebäude war brauchbar. Ich ging also einmal über die Aussichtsebene, schaute mir alles an, was man sehen konnte und fuhr anschließend wieder nach unten.

Ein wenig ziellos steuerte ich den Alexanderplatz an und entschied mich während dieses kurzen Weges, daß ich ein Stück weit die Karl-Marx-Allee entlangschlendern wollte. Ich war wieder einmal erstaunt, wie breit die Karl-Marx-Allee an dieser Stelle ist. Teilweise hatte ich dabei die Bilder der DDR-Paraden vor Augen, die hier früher stattfanden. Das erklärt die wahnsinnige Breite ohne bebauten Mittelstreifen. Ich zog vorbei am Kino International, am Hotel Berolina, am Restaurant Moskau und war schon am Strausberger Platz angekommen. Nun stand ich vor der Entscheidung, meinen Spaziergang abzubrechen und in die U-Bahn zu steigen oder noch ein kleines Stückchen zu laufen. Ich entschied mich für die zweite Variante und kam an der Karl-Marx-Buchhandlung vorbei, am Haus Budapest und am Café Warschau. In dessen Räumlichkeiten befindet sich heute das Computerspielmuseum. Diesem stattete ich einen Besuch ab und fühlte mich stellenweise in meine Kindheit zurückversetzt. Schöne Erinnerung!

Nach dem Verlassen ging ich vorbei am Kosmos, einem ehemaligen Kino in Richtung Frankfurter Tor, wo ich erneut im Untergrund verschwand und die Strecke, die ich gerade gelaufen war, mit der U-Bahn zurück zu fahren. Am Alexanderplatz stieg ich um in die S-Bahn und fuhr bis Bahnhof Friedrichstraße. Dort entschwand ich dem Menschengewimmel und begab mich auf die Friedrichstraße, bevor ich Unter den Linden nach rechts abbog. Ich lief geradewegs auf das Brandenburger Tor zu, das ich bei diesem Berlin-Besuch noch nicht gesehen hatte.

Ich nutzte die Gunst der blauen Stunde und den relativ leeren Pariser Platz und machte etliche Fotos. Als ich damit zufrieden war, ging ich ins Haus rechts neben der französischen Botschaft. Dort befindet sich „The Gate“, eine 20minütige Filmvorführung zur Geschichte Berlins. Beim Eintritt profitierte ich wieder von der Welcome Card und schaute mir die Vorführung ganz alleine an. Erstaunlich, daß heute so wenig los war!

Als ich wieder ins Freie trat, entschied ich mich für die Heimfahrt mit dem „Sightseeingbus“ der Linie 100, der mich direkt zum Breitscheidplatz brachte. Von dort aus ging ich zu „Jim Block“, gönnte mir einen Burger und watschelte danach zurück zum Hotel. Ein Saunabesuch rundete den anstrengenden Tag ab.

Dienstag, 17.01.2017

Heute stand nur noch der Abflug auf dem Programm. Nach dem Auschecken ging es mit dem X9 nach Tegel, wo ich die Zeit bis zum Abflug im Starbucks verbrachte.

(Alle Fotos wurden mit meiner Pocketkamera gemacht, einer Panasonic Lumix TZ61. Ich hatte lediglich ein kleines Stativ dabei, das nur dazu geeignet ist, von Stromkästen oder Mülltonnen aus zu fotografieren. Daher war die Standortsuche bei Langzeitbelichtungen, die bei dieser Kamera maximal vier Sekunden lang sein können, ein Stück weit eingeschränkt. Manchmal waren bessere Standorte ganz einfach nicht möglich, weil es keine Gelegenheit gab, das kleine Stativ stabil aufzustellen.)

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