London 2017 (August)

Dieser Trip dürfte in der Kategorie der beschissensten Reisen auf jeden Fall einen sehr hohen Rang einnehmen. Warum? Nun ja…

Nachdem vom letzten Besuch im Mai noch englische Pfund übrig waren, entschloß ich mich, der Stadt einen weiteren Besuch abzustatten. Nachdem sich die Preise im Juli so entwickelten, daß sich ein Tagestrip nicht mehr lohnte, war der August angesagt. Für 90 Euro ging es morgens um 07.05 Uhr hin und abends um 20.30 Uhr Ortszeit wieder zurück – wie beim letzten Mal. Der Stansted Express sollte uns dann vom Flughafen Stansted nach London bringen. Dafür wurden noch einmal knapp 30 Euro fällig (für Hin- und Rückfahrt). Summa summarum mußte ich also zunächst einmal knapp 120 Euro bezahlen, um einen Tag in der britischen Hauptstadt verbringen zu können.

Als ich eine Woche vor der Reise die Wettervorhersagen checkte, war ich ein wenig frustriert: Es sollten 16 Grad werden und die Regenwahrscheinlichkeit lag über den Tag verteilt bei ca. 50%. Tolle Aussichten! Aber es war ja noch eine Woche und mit den Wettervorhersagen ist es ja immer so eine Sache… Aber sicherheitshalber schaute ich nun jeden Tag und die Aussichten wurden nicht besser. Montags sollten es in London über 20 Grad mit strahlendem Sonnenschein werden, dienstags sollte leichter Regen kommen und für Mittwoch hatte man Starkregen bei Temperaturen um die 15 Grad vorhergesagt, bevor es dann donnerstags wieder 18 Grad und bedeckt sein sollte. Und genau diese Prognose verfestigte sich immer mehr. Die Regenwahrscheinlichkeit stieg auf durchschnittlich 90%.

Als wir morgens aufbrachen, gehörte neben der Fotoausrüstung und einem kleinen Handtuch auch eine Regenjacke zum unverzichtbaren Equipment. Daß die bei weitem nicht ausreichen würde, konnte ich da noch nicht ahnen. Der Flieger stand vollbesetzt noch ca. eine halbe Stunde auf seiner Parkposition, was neben des frühen Aufstehens (05.00 Uhr) schon mal für gute Laune sorgte, denn die verlorene Zeit ging von unserem Tagesaufenthalt ab. Nachdem wir in Stansted gelandet waren und die Grenzkontrolle passiert hatten, saßen wir schon im Stansted Express.

Die Liverpool Street Station verließen wir zwar kurz, um uns etwas zu trinken zu kaufen, stellten dann aber fest, daß es wirklich regnete. Aus dem Grund gingen wir schnell wieder zurück und fuhren zunächst mit der Underground zur Haltestelle South Kensington. Wir wollten zum Natural History Museum, um dort die Eingangshalle abzulichten. Der unterirdische Tunnel von der Haltestelle zum Museum war allerdings schon derart rappelvoll, daß uns Böses schwante. Und genauso war es dann auch: Als wir die Treppen nach oben gingen, hatten wir das Gefühl, daß uns jemand einen Eimer Wasser entgegenschüttete. Es handelte sich um lediglich zwei nicht überdachte Treppen, die aus dem Verbindungstunnel ins Freie führten. Als wir oben ankamen, waren wir vollkommen durchnäßt und stellten fest, daß es eine von der Länge nicht abzuschätzende Warteschlange voller Regenschirme gab. Klar hätten wir uns einreihen können, aber aufgrund des fehlenden Regenschutzes machte das überhaupt keinen Sinn. Ich strich das Foto der Eingangshalle von meiner imaginären Liste und wir verschwanden wieder im Untergrund.

Eigentlich stand auch das Stadion des FC Chelsea auf unserer Agenda. Aufgrund des Unwetters verzichteten wir aber auf einen Besuch, denn das Stadion ist ca. zehn Minuten Fußweg von der nächsten Haltestelle entfernt. Also fuhren wir mit der Circle Line weiter, passierten die Haltestelle Notting Hill Gate und stiegen erst an der Baker Street aus. In Reichweite von Notting Hill Gate liegt “Churchill Arms”, aber der Regen machte uns auch hier einen dicken Strich durch die Rechnung. Nächster Programmpunkt ebenfalls ersatzlos gestrichen. In der Haltestelle Baker Street, die ich auch auf der Agenda hatte, machte ich diverse Fotos, bevor es dann zu Madame Tussauds ging. Wir kämpften uns durch den dichten Regen und blieben an der Kreuzung vor dem Museum stehen. Wir trauten unseren Augen nicht. Eine solche Warteschlange hatte ich letztmalig bei strahlendem Sonnenschein auf dem Petersplatz gesehen. Die Schlange nahm scheinbar gar kein Ende, so daß wir uns dazu entschieden, wieder zurück zur Haltestelle zu gehen und im Untergrund zu verschwinden. Aber so wurde die Liste wenigstens auch kürzer!

Ratlos standen wir da und schauten auf den Plan der Underground, als mir St. Pancras ins Auge fiel. Sollte auch schön anzuschauen sein und immerhin war es überdacht. Also nichts wie hin! Wir schlenderten einmal durch den Bahnhof und gingen nicht raus, weil es immer noch extrem stark regnete. Okay, war nett, aber jetzt kein Brüller. Als wir wieder in der Underground waren, führte uns der weitere Weg nach Arsenal. Highbury und das Emirates Stadium standen auf dem Programm. Als wir an der Haltestelle Arsenal ankamen, erwartete uns … monsunartiger Regen. Das ehemalige Stadion des FC Arsenal befindet sich laut Google Maps ca. 350 Meter von der Haltestelle entfernt. Eine machbare Strecke, wenn nur nicht der Regen wäre! Wir gingen nach Osten, den Kragen hochgestellt und die Augen zugekniffen. Das Wasser klatschte von oben auf uns herab und wir hatten immer noch das Gefühl, daß man über uns eimerweise Wasser ausschüttete. Am “Highbury”, wie das Stadion aufgrund des Stadtteils umgangssprachlich genannt wurde, angekommen, waren wir angetan von der Fassade der ehemaligen Tribüne, denn die steht noch und man hat in die ehemalige Tribüne Büros und ein Fitneßstudio gebaut. Auf dem ehemaligen Spielfeld befindet sich heute ein nicht zugänglicher Innenhof, der gartenähnlich angelegt ist. Zeit zum Verweilen hatten wir keine, denn in strömendem Regen macht es nicht unbedingt Spaß, an Ort und Stelle zu verharren. Also ging es wieder zurück zur Haltestelle bzw. an dieser vorbei zur neuen Heimat der Gunners. Mittlerweile war meine Regenjacke dermaßen naß, daß ich die Kälte der 13 Grad Außentemperatur auf meinem T-Shirt spürte, das sich auch bereits voll Wasser gesogen hatte. Meine Finger zeigten bereits die Erscheinungen, die man nach längerem Baden hat. Das Wasser floß auf den Bürgersteigen gar nicht mehr ab, so daß auch die Schuhe und Socken voll Wasser waren. Herrlich! Am Emirates Stadium gingen wir direkt in den Fanshop, um uns aufzuwärmen. Als ich dort meine Regenjacke auszog, machte mein Kumpel ein sehr überraschtes Gesicht: “Dein T-Shirt ist ja klatschnaß!” – “Ach!”

Nachdem wir uns genug aufgewärmt hatten, verließen wir das Ladenlokal wieder und gingen um das Emirates Stadium herum, machten Fotos und genossen die kurzen Momente, in denen es nicht regnete. Ja, die gab es jetzt tatsächlich, wenn auch nur kurzzeitig. Von der nächstgelegenen Haltestelle fuhren wir dann zum Piccadilly Circus und gingen zum Trafalgar Square, damit wir wenigstens einen der offiziellen Hotspots gesehen hatten. Es bedarf keiner Erwähnung, daß es auch während dieses Spazierganges schüttete. Die Ärmel meiner Regenjacke klebten an den Armen und mittlerweile war auch die Jeans bis an die Knie naß. Am Trafalgar Square verschwanden wir in der kostenlosen National Gallery, wo ich mir den Raum anschauen wollte, in dem für James Bond gedreht wurde. Dieser Programmpunkt gehörte zu meinem Notprogramm. Aber wenn nicht heute Notprogramm angesagt war, wann sonst?! Den Raum fanden wir erstaunlicherweise relativ schnell und nebenbei schauten wir auf die an uns vorbeirauschenden Gemälde.

Als wir die National Gallery wieder verließen und in den Regen traten, orientierten wir uns nach Osten, denn wir wollten zum London Film Museum, das von vornherein das Highlight des Trips werden sollte. Was soll ich sagen? Es war das Highlight. Im relativ dunklen Kellergeschoß des Museum sind viele Fortbewegungsmittel und einige Requisiten aus den Bond-Filmen ausgestellt. Sowohl für Bond-, als auch für Autofans lohnt sich der Besuch. Zum Fotografieren ist es aufgrund der Dunkelheit weniger geeignet. Hier hielten wir uns dann doch eine knappe Stunde auf, bevor wir uns auf die Suche nach etwas Eßbarem machten. Shake Shack sollte es werden. Eine Filiale war relativ schnell gefunden, so daß wir uns einen leckeren Burger im Covent Garden schmecken ließen. Als wir damit fertig waren, waren wir auch wieder halbwegs trocken. Das wiederum hatte sich relativ schnell erledigt, denn es schüttete unaufhörlich. Das konnten wir von unseren Sitzplätzen schon ganz gut beobachten, aber wenn man sich durch den Regen kämpfen muß, hat er ja noch einmal eine ganz andere Qualität. Ein knapper Kilometer mit einem klitzekleinen Abstecher zum Somerset House, das am Wegesrand liegt, lag vor uns. Und der Kilometer wurde aufgrund mehrerer Fußgängerampeln, die wir benutzen mußten, sehr lang. Mittlerweile war uns aber alles sch…egal. Ich hatte das Handtuch in der Kameratasche so postiert, daß es auf der Kamera lag, falls sich das Wasser seinen Weg ins Innere bahnen würde, was es aber erstaunlicherweise (und Gott sei Dank) nicht tat. Die Kameratasche scheint ihr Geld wert zu sein!

Am Somerset House waren im Mai Zelte für eine Veranstaltung aufgebaut, so daß man nicht die gesamte Platzfläche ablichten konnte. Mittlerweile sollte diese Veranstaltung wohl beendet sein, so daß ich nur schnell ein Foto vom Innenhof machen wollte, wo für diverse Filme gedreht wurde. Passend zum bescheidenen Tag waren aber wieder Zelte aufgebaut. Also war der minimale Abstecher auch für den Allerwertesten. Mit der Underground fuhren wir zur Liverpool Street Station, um dann mit dem Stansted Express die Fahrt zum Flughafen anzutreten. Im Mai waren wir gegen 18 Uhr losgefahren und hatten noch eine knappe Stunde Verweildauer am Stansted Airport. Jetzt war es ein wenig früher, denn wir wollten am Flughafen noch entspannt ein Bier trinken. Die Fahrt mit dem Stansted Express dauert normalerweise 47 Minuten. Heute dauerte sie erheblich länger, weil es einen Defekt am Zug gab. Zum Glück hatten wir genug Zeit eingeplant. Sollten uns das jetzt noch ärgern? Am Flughafen kämpften wir uns durch die Sicherheitskontrolle und hatten noch knapp dreißig Minuten für ein vernünftiges Bier. Wir suchten uns ein Pub aus und fragten den Barkeeper nach einem englischen Bier. Er empfahl uns eine Marke, die wir noch nie gehört hatten. Als wir nickten, wollte er den Zapfvorgang einleiten, stellte dann aber fest, daß das Faß leer war und das Glas nur noch halbvoll zu bekommen war. Daher schenkte er uns das Bier. Wir bestellten ein zweites Bier von einer anderen Sorte, das allerdings nicht allzu gut schmeckte und von daher hervorragend zu dem Tag paßte.

Beim Boarding hatte ein Passagier gesundheitliche Probleme, was den Vorgang verzögerte. Wir standen ca. 20 Minuten am Gate und als das Boarding beginnen sollte, stellten wir fest, daß rechts von der Warteschlange jemand stand, der immer mit uns nach vorne ging. Da er einen Boarding Pass und einen Ausweis in der Hand hielt, schlossen wir darauf, daß es sich auch um einen Passagier handeln mußte, der wohl in den gleichen Flieger wollte. Als wir auf gleicher Höhe waren, hielt ihn mein Kumpel am Arm fest und fragte ihn, ob er es nicht für nötig hielt, sich hinten an der Schlang anzustellen. “Be cool!” waren die einzigen Worte, die dieser Schwachkopf von sich gab. Jetzt kann man sich sicher vorstellen, wie hoch unser Aggressionslevel zu dem Zeitpunkt war. Ich hörte schon die Haut meiner rechten Hand in seinem Gesicht klatschen. Es kostete uns jede Menge Selbstbeherrschung, nicht die Fassung zu verlieren. Was bilden sich manche Menschen eigentlich ein? Aber wahrscheinlich kommt dieser schöngeföhnte Klappspaten schon sein ganzes Leben mit dieser Dreistigkeit weiter. “Gottes Mühlen mahlen langsam!” pflegte meine Mutter immer zu sagen. Wenn der Sensenmann kommt, kann er sich dann auch vordrängeln bzw. wird der ihn ja dann gerechterweise auch zuerst holen.

Als das Boarding completed war, dauerte es aber wieder eine gefühlte Ewigkeit, bis der Flieger endlich abhob, so daß wir knapp 45 Minuten zu spät in Deutschland landeten.

Fazit:
Für 120 Euro Reisekosten bekam ich drei Programmpunkte (Baker Street, National Gallery, London Film Museum) geboten. Mit den 402 gemachten Bildern war ich alles andere als zufrieden. Im nachhinein hätte ich das Geld besser angezündet oder gespendet.

alle Bilder:

One comment to “London 2017 (August)”
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