Berlin 2018

Nachdem mich das Wetter Ende des Jahres 2017 davon abhielt, einen Trip nach New York City zu buchen, entschied ich mich (wieder mal) für die erste Alternative: Berlin. Gebucht wurde am 30.12.2017.

Ich buchte fünf Übernachtungen und nahm mir vor, mir diesmal nichts vorzunehmen. Anstatt wie sonst Orte der Zeitgeschichte für meine Seite www.wo-war-das.de abzulaufen und zu fotografieren, wollte ich bei diesem Aufenthalt alles spontan entscheiden. Lediglich zwei Kinobesuche hatte ich auf meiner Agenda: “Hot Dog” und “The Commuter” wollte ich sehen.

Da ich schon länger mit dem Kauf einer 100-mm-Festbrennweite liebäugelte, wurde dieser Kauf vier Tage vor Abflug vollzogen. Und u. a. mit diesem Objektiv wollte ich mich in die Streetfotografie stürzen. Dabei würden dann nachher zwar Bilder entstehen, die man der Öffentlichkeit nicht würde präsentieren können, aber das war mir egal. Übung macht schließlich den Meister!

Nach der Landung in Berlin und dem Einchecken im Hotel überkam mich eine Müdigkeit, die mich dazu zwang, mich ein Stündchen auf’s Bett zu legen – ist ja schließlich Urlaub! Anschließend ging ich zum nahegelegenen Zoo Palast und kaufte mir eine Karte für den neuen Film von Til Schweiger und Matthias Schweighöfer. Der Trailer ließ auf eine kurzweilige Komödie schließen und da ich beide Schauspieler generell gerne sehe, war ich einigermaßen enttäuscht, daß der Film nicht mal ansatzweise mit dem vor einem Jahr erschienenen Film „Vier gegen die Bank“ mithalten konnte. Die erste Enttäuschung des noch kurzen Aufenthaltes war perfekt. Nachdem ich einen Burger intus hatte, war die jedoch verflogen und ich begab mich wieder auf’s Zimmer.

Am nächsten Morgen entschied ich mich spontan und fuhr zum Hauptbahnhof, von wo aus ich meinen Rundgang startete. Von dort aus ging es vorbei am Reichstag Richtung Brandenburger Tor, wo ich die ersten Streetfotografie-Versuche mit dem neuen Objektiv unternahm. Da konnte ich noch nicht ahnen, daß ich von nun an jeden Tag hier stehen würde. Aber das bot sich ganz einfach an, weil hier jeder sein Handy zückt und Fotos macht. Und als ich dort so fotografierte, sprach mich jemand an, ob ich vielleicht ein Foto von ihm machen und ihm das dann per Email schicken könne. Klar konnte ich das, wenngleich ich die Email wohl nie abschicken werde.

Als ich genug Fotos gemacht hatte, ging ich vorbei an der russischen Botschaft zur Friedrichstraße, denn ich wollte zum Checkpoint Charlie, weil ich mir dort ebenfalls viele Menschen erhoffte. Erstaunt stellte ich jedoch fest, daß dort fast gähnende Leere herrschte. Ich entschied mich kurzerhand zum Besuch des an der Zimmerstraße befindlichen asisi Panoramas, in dem eine herbstliche Straßenszene der 1980er-Jahre dargestellt wird und man ein wirklich ganz leichtes Empfinden dafür bekommen kann, wie es wohl mit Mauer in Berlin aussah. Anschließend ging ich durch die Niederkirchner Straße und dort ganz kurz in die Dauerausstellung “Topographie des Terrors”, aber mein eigentliches Ziel war der Potsdamer Platz. Hier sollte wohl auch der ein oder andere Mensch stehen, den man fotografieren konnte. Aber auch hier waren nur sehr wenige Menschen unterwegs. Gut, der Potsdamer Platz ist generell immer nur sehr stark frequentiert mit nur ganz kurzen Aufenthalten der Menschen, aber selbst im Sony Center war überhaupt nichts los. Da das Wetter sich ein wenig verschlechterte, kaufte ich mir am Leipziger Platz ein Ticket für das Spionagemuseum und verbrachte dort ca. eine Stunde. Sicherlich hätte man hier auch deutlich mehr Zeit verbringen können, aber ich wollte nicht jede einzelne Schautafel lesen. Fazit: War okay. Nach einem Abstecher in die Mall of Berlin machte ich mich dann in der Dunkelheit wieder auf den Weg zum Hotel…

Dort stellte ich dann fest, daß ich mein Ladekabel für die Digitalkamera zu Hause vergessen hatte. Jetzt hieß es also, sparsam zu fotografieren oder aber ein neues Ladekabel bzw. einen neuen Akku teuer zu kaufen. Ich entschied mich für die erste Variante. Der letzte Ladevorgang des Akkus war bereits einige Zeit her, was mein Vorhaben der Streetfotografie noch einmal erschwerte. Von Langzeitbelichtungen brauchen wir jetzt erst gar nicht zu reden!

So ganz ohne zeitgeschichtliche Orte wollte ich doch nicht in Berlin verweilen. Also nahm ich mir eine kurze Strecke von einigen Orten für den nächsten Morgen vor, die ich dann nach einer knappen Stunde abgelaufen hatte. Es war also noch Zeit (und Lust) für eine spontane zweite Strecke. Ich schaute in meiner App (Here we go) nach, in der ich generell bei jedem Städtetrip alle sehens- und fotografierenswerten Orte sammle. Und wenn man einen Ort besucht hat, entfernt man ihn aus dem Stadtplan, auf den man sowohl von der App als auch vom PC aus Zugriff hat. Eine Routenberechnung komplettiert das Ganze. Jedenfalls schaute ich nach einer Häufung von solchen sehenswerten Punkten und wurde relativ schnell fündig.

Ich fuhr nach Zehlendorf und suchte auf dem Friedhof Zehlendorf nach dem Grab von Götz George, von dem ich lediglich die Grabnummer wußte. Aber das reichte, um relativ schnell fündig zu werden. Vom Grab von Friedrich Schönfelder, einem deutschen Schauspieler, wußte ich rein gar nichts, so daß ich aufgrund meiner Erfahrung auf diesem Gebiet einschätzen konnte, daß es nur einen Zufallstreffer beim Gang über den Friedhof geben könnte, denn es handelt sich nicht um ein Ehrengrab, die am Eingang ausgewiesen sind. Das Grab von Götz George ist übrigens ebenfalls kein Ehrengrab – erstaunlicherweise. Gut, wenn man jetzt sagt, daß er (zu) wenig für Berlin geleistet hat, dann könnte man bei dieser Bewertung Günter Pfitzmann heranziehen, der für mich einer der Inbegriffe des Berliners ist (neben Harald Juhnke und Brigitte Mira), denn auch sein Grab ist kein Ehrengrab. Dafür gibt es immerhin in dem Stadtteil, in dem er wohnte, mittlerweile eine nach ihm benannte Straße. Das Grab von Günter Pfitzmann habe ich zwar bei diesem Trip nicht aufgesucht, denn da war ich bereits vor Jahren. Aber sein Wohnhaus war am heutigen Tag Bestandteil meiner Route. Nachdem ich am Wohnhaus von Ernst Reuter war, merkte ich jedoch, daß der Fußweg über eine Distanz der Entfernung von drei S-Bahn-Haltestellen doch ein wenig viel ist. Die nächste Haltestelle war 750 Meter entfernt und ich entschied mich dazu, ein Stück mit der S-Bahn zu fahren. Anschließend schaute ich mir u. a. besagtes Wohnhaus von Günter Pfitzmann an und klapperte noch ein paar weitere Punkte auf meiner Liste ab, ehe ich wieder zur S-Bahn-Haltestelle zurückkehrte. Es waren etwas mehr als zwei Stunden vergangen und der weitere Weg sollte mich einmal durch den Westteil der Stadt zum Brandenburger Tor führen. Dort fotografierte ich noch eine knappe Stunde und ging anschließend zum Bahnhof Friedrichstraße. Von dort aus fuhr ich zurück zum Hotel, um meine Fotoausrüstung abzulegen. Jetzt stand der zweite Kinobesuch im Zoo Palast, einem der schönsten Kinos, an: “The Commuter” mit Liam Neeson. Und damit hatte ich die deutlich bessere Wahl getroffen als zwei Tage zuvor, wenngleich man die beiden Genres schlecht bis gar nicht miteinander vergleichen kann, obwohl in beiden Filmen Action vorkam. Kurzweilige 105 Minuten später stand ich wieder auf Straße, besorgte mir noch etwas zu essen und ging zurück zum Hotel.

Nach dem Aufwachen hatte ich wieder ein wenig Lust auf Zeitgeschichte und fuhr in Richtung Südwesten, wo ich eine kleine Runde ging. Leider nieselte es die ganze Zeit, was weder für’s Fotografieren noch für einen ausgedehnten Spaziergang förderlich ist. Nachdem ich meine Runde beendet hatte, fuhr ich zum … Brandenburger Tor. Nach etlichen Fotos ging ich zur Museumsinsel, wo ich mir auch noch das ein oder andere Motiv erhoffte. Tatsächlich war dort etwas los – logisch, denn das Bode-Museum und das Pergamon-Museum laden ja auch zu einem Besuch ein. Anschließend ging es weiter zum Alex. Ich näherte mich von Südwesten her über die Karl-Liebknecht-Straße und auf Höhe der dortigen Straßenbahnhaltestelle kam mir jemand entgegen, dessen Gesicht mir doch sehr bekannt vorkam: Max Riemelt. Er hat mich aber nicht erkannt und so ging ich weiter. Auf dem Alexanderplatz herrschte rege Betriebsamkeit – zumindest für die Wetterverhältnisse, denn es nieselte immer noch mit der Tendenz zur Verschlechterung. Da ich den ganzen Tag noch nichts gegessen hatte, spazierte ich ins Vapiano direkt am Telespargel. Dort war es erwartungsgemäß sehr voll, aber da ich nur einen Salat wollte, war das zu verschmerzen, weil die Warteschlangen an der Salattheke immer relativ kurz sind. So war es auch hier, so daß es doch schnell gehen sollte. Aber ich hatte die Rechnung ohne die Mitarbeiterin hinter dem Tresen gemacht! Zunächst tat sich der vor mir stehende Kunde, offenbar ein Tourist aus Spanien, schwer damit, zu verstehen, daß er seine Lasagne hier nicht bestellen konnte, sondern daß es hier nur Salat gab. Er jedoch sah es nicht ein, sich erneut in eine weitere Warteschlange einzureihen, nachdem er seinen Salat erhielt, zumal sich der Bestelltresen für Pasta und Lasagne unmittelbar nebenan befand. Als diese Prüfung gemeistert war, war ich endlich an der Reihe und bestellte meinen gewünschten großen Cesar’s Salad mit Hühnchenbrust. Sollte relativ unproblematisch sein. Sollte! Denn obwohl ich auf deutsch bestellte, fragte mich die Bedienung auf englisch, in welcher Größe ich den Salat denn haben wollte. Ich verwies auf meine unmittelbar zuvor getätigte Bestellung und wiederholte, daß ich gerne einen großen Salat mit Hühnchenbrust hätte. Sie nickte, kippte die verschiedenen Zutaten in ihre Schüssel und fragte mich dann, ob ich den Salat mit Garnelen wollte. Nein! Wollte ich nicht! Das Wort „Hühnchenbrust“ fiel nun zum dritten Mal. Sie nickte (wohl auch zum dritten Mal) und bereitete nun tatsächlich alles korrekt zu. Gesättigt blickte ich aus dem Fenster und sah, daß der Regen sich nicht verzogen hatte, so daß ich mich dazu entschied, den Weg ins Hotel anzutreten und den Tag dort in der Sauna ausklingen zu lassen. Auf eine weitere Mahlzeit verzichtete ich.

Als ich abends im Zimmer saß und mir überlegte, was wohl am nächsten und letzten Tag auf dem Plan stehen könnte, zogen vor meinem geistigen Auge alle möglichen Berlin-Bilder her. Teilweise waren es welche, die ich während dieses Aufenthaltes gesehen / gemacht hatte, teilweise welche von früheren Besuchen und einige, die man aus den Medien kennt. Dabei begann ich, darüber nachzudenken, was Berlin eigentlich ausmacht – für mich und generell. Mit diesem Thema könnte man wohl ganze Diskussionsabende füllen und würde dabei die verschiedensten Meinungen hören. Nun kenne ich auch Menschen, die Berlin nicht annähernd so toll finden, wie ich das tue.

Nach dem Verlassen des Hotels folgten einige Architekturfotos vom Upper West gegenüber der Gedächtniskirche, ehe ich vom Bahnhof Zoo zum Potsdamer Platz fuhr. Für heute stand ein ausgedehnter Spaziergang auf dem Programm: Vom Potsdamer Platz aus sollte mich die Route über Brandenburger Tor, Bahnhof Friedrichstraße, Museumsinsel und Hackescher Markt zum Alexanderplatz führen. Dort blieb ich bis zum Einsetzen der Blauen Stunde, weil ich bislang Akku gespart hatte. Es sollten also noch einige Langzeitbelichtungen drin sein! Waren es auch. Es wurde zwar mit der Zeit immer kälter, aber ich war ja nicht zum Spaß hier!

Als ich den Alexanderplatz verließ, wollte ich den gleichen Weg zum Potsdamer Platz zurückgehen, ließ aber den Bahnhof Friedrichstraße und die Museumsinsel aus. Am Brandenburger Tor hielt ich mich dabei noch ein wenig auf, aber die Dunkelheit machte die Streetfotografie dann doch nahezu unmöglich. Am Leipziger Platz verschwand ich dann im Untergrund und erklärte damit meinen Berlin-Besuch für beendet, denn am Sonntag stand lediglich noch das Auschecken und die Fahrt zum Flughafen Tegel auf dem Programm.

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